Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 1-2022, Rubrik Titelthema

filia.die frauenstiftung

filia.die frauenstiftung fördert Projekte von und für Frauen und Mädchen, die strukturellen Wandel zum Ziel haben. Unser Motto ist »Change, not Charity« – »Sozialer Wandel, nicht Wohlfahrt«. Deshalb fördern wir vor allem Programme und Initiativen, die sich für die Freiheit von Gewalt einsetzen, gesellschaftliche Teilhabe fordern und demokratische Strukturen stärken – in Mittelosteuropa, im Globalen Süden und in Deutschland.

Als Förderin und Advokatin unterstützen wir Frauen und Mädchen bei der Umsetzung ihrer Ideen und Vorhaben, die sozialen Wandel zum Ziel haben. filia vertritt einen intersektionalen Ansatz: Unser besonderes Augenmerk gilt Frauen und Mädchen, die mehrfach diskriminiert und benachteiligt sind: wegen ihres Geschlechts, ihrer ethnischen und sozialen Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Religion, ihres Alters.

filia fördert Basisgruppen und Netzwerke, die sich für Frauenrechte stark machen und strukturell etwas verändern wollen. Warum? Weil wir denken, dass Frauen vor Ort die Situation am besten kennen und deshalb besser einschätzen können, wie Geld sinnvoll eingesetzt werden kann. Weil wir sie als Expertinnen ernst nehmen und uns als ihre Partnerinnen sehen – nicht als Wohltäterinnen.

Gegründet wurde filia.die frauenstiftung 2001. Die Gründungsstifterinnen haben sich für das Modell einer Gemeinschaftsstiftung entschieden: Sie ist angelegt auf eine wachsende Gemeinschaft, die Kapital und Ideen investiert, damit Frauen mehr Macht und Einfluss gewinnen. Inzwischen hat filia mehr als 70 Stifterinnen. Bis Anfang 2022 hat filia über 530 Projekte in mehr als 50 Ländern unterstützt.

filias MädchenEmpowermentProgramm
»Mädchen zu empowern erfordert ihre aktive Einbeziehung in Entscheidungsprozesse.« Dieser Satz stammt aus der UN-Resolution vom 19. Dezember 2011 zum Inkrafttreten des Internationalen Mädchentages, der seit 2012 am 11. Oktober stattfindet. Mädchen haben Power. Doch durch äußere und innere Widerstände können oder dürfen sie ihr volles Potential oft nicht entfalten und ausleben. Das Resultat: Zu viele Mädchen, vor allem Mädchen mit Mehrfachdiskriminierung, bleiben »unsichtbar« – auch in Deutschland.

Das MädchenEmpowermentProgramm (MEP) von filia will daran etwas ändern. Seit 2012 fördern wir in Deutschland gezielt Projekte, die es Mädchen und jungen Frauen ermöglichen, mit Verantwortung und Geld umzugehen, sich gegen Übergriffe zu wehren, neue Fähigkeiten zu erlernen und auszuprobieren und selbstbewusst in Führung zu gehen. Einmal im Jahr machen wir eine Ausschreibung, auf die sich Projekte und Initiativen bewerben können. filia unterstützt ausschließlich gemeinnützige und/oder staatlich anerkannte Frauen- und Mädchenorganisationen.

Um möglichst viele Ressourcen für junge Frauen und Mädchen bereitzustellen, ergänzt filia die eigenen Mittel durch Kooperationen mit anderen Stiftungen oder Unternehmen. Das MEP wird u. a. von Benefit Cosmetics unterstützt.

Wenn es eine neue Ausschreibung gibt, kommunizieren wir das auf unserer Homepage, in den Sozialen Medien, über unseren Newsletter und in unseren Netzwerken.

Das Entscheidungsgremium: Der Mädchenbeirat
Eine Forderung sozialer Bewegungen lautet: »Nothing about us without us.« – »Nichts, was uns betrifft, soll ohne uns entschieden werden.« Bei filia entscheidet ein Mädchenbeirat über die Förderung von Mädchenprojekten mit. Die Mädchen und jungen Frauen sind Expertinnen ihrer Lebenswelt und nutzen ihr Wissen, um relevante, nachhaltige und empowernde Projekte auszuwählen. Ihre Auswahl wird anschließend mit dem Stiftungsrat diskutiert, welcher auf Empfehlung des Mädchenbeirats seine Entscheidung trifft.

Die Mitglieder im filia-Mädchenbeirat übernehmen seit Gründung 2012 von Jahr zu Jahr mehr Verantwortung: »Wir entwickeln uns weiter – diskutieren über gesellschaftspolitische Themen und entscheiden jährlich über die Vergabe freier Plätze im Beirat. Wir wählen aus, welche Anträge wir im Detail diskutieren wollen, moderieren das Beiratswochenende u. s. w..« Wenn Mädchen und junge Frauen sich für andere engagieren, engagieren sie sich damit auch für sich selbst. Oder wie eine Beirätin es ausdrückt: »Man unterstützt und wird dadurch selbst gestärkt.«

Beispiele für Förderprojekte im Rahmen de MEP
• »Insight – Was Mich bewegt« von ARCA – afrikanisches Bildungszentrum e.V.
»Insight« ist ein Fotokurs für Mädchen ab 14 Jahren. In der Jugendphase spielen die Themen Identität und Körper, Selbstbild und Fremdbild eine einschneidende und besondere Rolle. Portrait- und Selfie-Fotografie können helfen, den eigenen Körper und das eigene Gesicht in einem anderen Licht und in einer anderen Form zu sehen und sich mit dem eigenen Aussehen und der eigenen Identität auseinander zusetzen.

Der Fotokurs gibt Mädchen die Möglichkeit und den Safe Space, sich produktiv mit ihrem Körper und dem Bild davon auseinander zu setzen – und die Erfahrung zu machen, sich selbst aus einer anderen, positiven Perspektive zu sehen. Die Teilnehmerinnen erkennen, dass sie sich der Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung nicht passiv ausliefern müssen. Ausgewählte Bilder wurden anschließend für vierzehn Tage in einer öffentlichen Ausstellung gezeigt. (www.arca-ev.de)

• Empowerment-Kampfkunst für Mädchen und Frauen von Frauen in Bewegung e.V.
Jede Frau und jedes Mädchen ist bei »Frauen in Bewegung« willkommen – unabhängig von Alter, Herkunft, Religion, Größe, Gewicht, körperlicher Behinderungen oder sexueller Orientierung. Rund 360 Frauen und Mädchen ab fünf Jahren trainieren regelmäßig hier.

Die Trainerinnen unterrichten nach den Grundlagen von Toleranz und Respekt. Dadurch entsteht ein geschützter Rahmen, in dem Mädchen den Mut finden, Neues auszuprobieren und die Stärken und Fähigkeiten ihrer Körper zu entdecken.

Im Mittelpunkt des Trainings stehen die interkulturelle Begegnung, die Freude an der gemeinsamen Bewegung, Solidarität und die selbstbestimmte persönliche Entwicklung.

Ergänzend zum Empowerment Selbstverteidigungskursen gibt es jetzt einen Podcast. Die Trainerinnen Alicia, Aylin und Carla haben das Selbstverteidigungskonzept in ein Audioformat gebracht: »Einfach NEIN« heißt der sehr hörenswerte Podcast. (https://fraueninbewegung.de)

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Info

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