Franziska Hoppermann (CDU): Ich komme selbst aus der Jugendarbeit, war knapp 20 Jahre bei den Pfadfindern, vom Wölfling bis zur Gruppenleiterin. Mir ist es schon immer ein Anliegen, vor allem junge Menschen für Engagement zu begeistern – ganz gleich ob in der Politik, der Jugendverbandsarbeit, Kirchengemeinden, Sportverein, Musikschulen, Jugendfeuerwehren oder anderen. Hier ist ein sehr wichtiger Ort, andere Kompetenzen als in der Schule zu erlernen – vor allem im Sozialverhalten und in der Übernahme von Verantwortung. Ehrenamtliches Engagement trägt unsere Gesellschaft und ist ein Anker für ein gutes Miteinander. Deshalb habe ich 20 Jahre im Jugendhilfeausschuss für Kinder- und Jugendarbeit gekämpft. Großartig finde ich Projekte mit sozialem Engagement, die im Rahmen von Schule ausprobiert werden können und dann durch Erwähnung im Zeugnis anerkannt werden, wie z.B. Schulsanitätsdienst, Mediatoren, Klassenpaten für jüngere Klassen. So gibt es einen leichten Zugang zu unterschiedlichen Möglichkeiten für ehrenamtliche Tätigkeit. Für das Engagement im Jugendverband oder ähnlichem sollte es bezuschusst und erleichtert werden, einen Jugendgruppenleiterschein zu machen, z.B. durch Befreiung vom Unterricht. Und es sollte andere Erleichterungen bekommen, wie z.B. vergünstigt den ÖPNV zu nutzen. Insgesamt nimmt soziales Engagement bei Bewerbungen um Arbeitsplätze ein immer stärkeres Gewicht ein, so dass sich dieser Einsatz für die Gesellschaft und andere sich auch für einen selbst lohnt.
Ronja Schmager (SPD): Ehrenamtliches Engagement verdient höchste Wertschätzung, sei es im Sportverein, in Bildungsgruppen oder Parteien. Vielen junge Menschen wollen einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten und dabei selbst ihre sozialen und fachlichen Kompetenzen stärken. In Vereinen mit demokratischen Strukturen sollen jungen Menschen partizipative Beteiligungsformate angeboten werden, sodass sie hier lernen können, Verantwortung zu übernehmen und aktiv mitzugestalten. Hierfür bedarf es Jugendversammlungen, -beiräten und -ausschüssen, die zur Beratung miteinbezogen werden.
Auch die Anerkennung durch den Erwerb von Qualifikationen, Auszeichnungen und Engagementpreisen muss weiter gefördert werden. Unsere Demokratie lebt vom Engagement der Bürger*innen, daher müssen wir ihnen auch den Raum geben, sich entsprechend zu entfalten. So müssen die Strukturen bspw. in ehrenamtlichen Kommunalparlamenten attraktiver für junge Menschen werden, in denen Sitzungen zum Teil auch ortsunabhängig in Videokonferenzen verfolgt werden können und verstärkt auf die jungen Menschen zugegangen wird.
Ria Schröder (FDP): Wir Freie Demokraten wollen ehrenamtliches Engagement als zentralen Beitrag für unsere lebendige Gesellschaft und als tragende Säule der Alltags- und Freizeitgestaltung junger Menschen stärken. Deshalb wollen wir dafür sorgen, dass gerade Jugendliche trotz Ganztag, Ausbildung, Studium oder Arbeit Raum und Zeit haben, ein Ehrenamt wahrzunehmen. Für das aktive Engagement im Vorstand oder in bestimmten Projekten eines Vereins soll die Möglichkeit einer vereinfachten Freistellung von Arbeit oder Unterricht bestehen. Zudem soll die Möglichkeit bestehen, sich für ein Studium förderliche Erfahrungen aus einer ehrenamtlichen Tätigkeit, vergleichbar einem FSJ, auf den NC anrechnen zu lassen und das Ehrenamt soll eine Berücksichtigung im Baukasten-BAföG finden.
Außerdem wollen wir das Ehrenamt von Bürokratie und möglichen Haftungsrisiken entlasten. Den Zugang zu neuen digitalen Lösungen für Vereine wollen wir vereinfachen – etwa in den Bereichen Akquise und Verwaltung, und wir wollen die Übungsleiter- und Ehrenamtspauschale angemessen erhöhen.
Żaklin Nastić (LINKE): Ehrenamtliches Engagement ist für unsere Gesellschaft von immenser Wichtigkeit und hilft jungen Menschen außerdem dabei, sich weiterzubilden und ihre sozialen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Junge Ehrenamtliche sind diejenigen, die viele Einrichtungen überhaupt erst am Laufen halten – ohne ihr Engagement würden einige Organisationen zusammenbrechen. Daher verdienen sie allerhöchste gesellschaftliche Anerkennung. DIE LINKE setzt sich für eine verstärkte Förderung des Ehrenamts ein und möchte beispielsweise sicherstellen, dass kommunale Aufwandsentschädigungen nicht auf Leistungen des SGB II und des BAföG angerechnet werden. Zudem wollen wir Strukturen ausbauen und sichern, die freiwillig engagierte Menschen unterstützen. Auch die Anerkennung von freiwilligem Engagement wollen wir verbessern und zusammen mit den Ländern und Kommunen einen bundesweit einheitlichen Freiwilligenpass schaffen, der Vergünstigungen und kostenlose Nutzung von Freizeit-, Kultur- und Bildungseinrichtungen ermöglicht. Zudem treten wir dafür ein, das ehrenamtliche Engagement junger Menschen als Praxissemester oder Praktikumsleistung für Studierende anzurechnen. Beim BAföG wollen wir die Verlängerung der Förderhöchstdauer auf das Ehrenamt in anerkannten Jugendverbänden, betrieblichen Interessensvertretungen, Studienstiftungen und Kommunen erweitern. Wir sind außerdem der Meinung, dass ehrenamtliches Engagement mehr Aufmerksamkeit, Respekt und Anerkennung seitens politisch Verantwortlicher erfahren muss. Daher setzen wir uns für einen Hauptausschuss zum bürgerschaftlichen Engagement im Deutschen Bundestag ein.
Linda Heitmann (Grüne): Engagement und Ehrenamt stützen unsere Gesellschaft auf vielfältige Weise. Angebote zum ehrenamtlichen Engagement sollten mit dem Ganztag an Schulen nicht in Konkurrenz stehen, sondern dort klug integriert sein. Dazu bedarf es kluger Kooperationen von Schulen, Musikschulen, Sport- und auch Jugendverbänden.
Zum Ehrenamt gehören zunehmend aber auch digitale Formen des Ehrenamtes, denn sie ermöglichen Vernetzung bei weiten Entfernungen oder wenn dem physischen Engagement anderes im Wege steht.
Die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt wollen wir Grüne zu einer echten Förderstiftung weiterentwickeln, die lokal und dezentral Organisationen unterstützt. Zusammen mit Ländern und Kommunen wollen wir eine Engagementkarte einführen, um den Besuch von Schwimmbädern und Kultureinrichtungen oder die Nutzung von ÖPNV zu vergünstigen – für alle, die ehrenamtlich aktiv sind. Die Übungsleiter- und Ehrenamtspauschale wollen wir sukzessive angleichen.
Auch im Studium muss sich in der Tat einiges ändern: Solange die Regelstudienzeit relevant für die Studienfinanzierung ist, muss ehrenamtliches Engagement von Studierenden durch verbesserte Anrechnungsmöglichkeiten auf die Studienzeit klug ausgestaltet werden.