Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 4-2008, Rubrik Vielfältige Jugendarbeit

Neue Formen der Mitbestimmung ausprobiert!

Erster Jugendfeuerwehr-Hamburg-Tag wurde voller Erfolg

Von Henrik Strate, Jugendfeuerwehr Hamburg

Der 1. November 2008 war für die Jugendfeuerwehr Hamburg ein besonderer Tag. Der Landesverband wagte ein Experiment und lud die Delegierten der 52 Gruppen zum ersten »Jugendfeuerwehr-Hamburg-Tag« (JFHH-Tag).

Delegierte?
Das sind 104 Jugendsprecher/innen (unter 18 Jahren) sowie 52 Jugendfeuerwehrwarte (Gruppenleiter/innen über 18 Jahre). Seit der Einführung der Jugendordnung 1992 haben die Kinder und Jugendlichen das Sagen, zumindest formal und rechnerisch. Bisher jedoch wurde diese Möglichkeit der Mitbestimmung nur selten genutzt. Die Studie der Universität Hamburg über die Jugendfeuerwehr Hamburg aus dem Jahr 2006 hat dies bestätigt, gerade die Ehrenamtlichen sahen hier noch Potenziale.

Das Konzept des JFHH-Tages ist die Mischung zwei tradierter Veranstaltungsformen: Die steife, formal notwendige zweite Delegiertenversammlung im Jahr (meist im terminlich vollen Monat September) wird mit der Wochenend-Klausurtagung verbunden. Bei der Tagung wurden in den vergangenen Jahren prozentual immer weniger Gruppen angesprochen, da bei circa 50 Teilnehmern meist mehrere Personen aus einer Gruppe kamen. Zudem war die Klausurtagung, Ort der Reflexion und Weiterentwicklung der Jugendarbeit, nur für Betreuer und Jugendfeuerwehrwarte sowie Funktionsträger auf Landes-ebene vorgesehen. Die Jugendlichen waren davon ausgeschlossen. Ein Makel, da Mitbestimmung in der Jugendfeuerwehr eine wichtige Rolle spielt.

Beim JFHH-Tag waren also alle nun dabei. Morgen um 9 Uhr war Startschuss in den Räumen der Landesfeuerwehrschule Hamburg in Billbrook. Neben dem Plenum, der großen Kantine, standen dort zahlreiche Schulungsräume mit moderner Ausstattung sowie ein großes Freigelände zur Verfügung.

»Das Programm sah drei große Blöcke vor«, berichtet Kathy Remek, Bildungsreferentin der Jugendfeuerwehr Hamburg. »Vormittags verteilten sich die Teilnehmer in acht vollkommen unterschiedliche Foren und verbracht zwei bis zweieinhalb Stunden dort.« Danach folgte ein Block mit Wahlen. Es galt, den stellvertretenden Landesjugendfeuerwehrwart (Landesvorsitzender) zu wählen. Der einzige Kandidat, Jürgen Schaub aus Farmsen, erhielt ein einstimmiges Ergebnis.

Der Tag war in drei große Blöcke unterteilt: Vormittags verteilten sich rund 160 anwesende Delegierte und Betreuer auf acht verschiedene Foren. Sowohl allgemein-politische Themen (»Bunte Welt: Migranten in die Jugendfeuerwehr«, »Hollywood meets Scientology«, »Zappelphilipp = Problemkind – Umgang mit ADHS« und »Ernährung & Sport«) als auch Themen der technischen Bildung(»Unfallverhütung in der JF«, »Schminken in der JF: Realistische Unfalldarstellung« und »Gefahren an der Einsatzstelle«) waren dabei. Außerdem konnten die Jugendlichen in einem Workshop ihre Wünsche für das Programm beim Landeszeltlager 2009 äußern.
In den Foren wurde vor allem mit externen Referenten gearbeitet. Insbesondere Herr und Frau Meyer von der ADHS-Eltern-Selbsthilfegruppe »Michel Hamburg«, Breschkai Ferhad vom Bündnis für Demokratie und Toleranz sowie Ursula Caberte, Sektenbeauftragte der Innenbehörde, sind hier zu nennen.

Die Evaluation hat ergeben, dass knapp 90 % der Delegierten die Foren als »sinnvoll« bzw. »sehr sinnvoll« bewerteten. Rund 80 % haben viele Anregungen für die Praxis mitgenommen und wollen diese in die Praxis umsetzen. Gerade »das offene Reden in der Gruppe« sowie die »Kombination aus steifer Sitzung und lockerer Runde« kamen sehr gut an. Die Jugendsprecher hoben ihre »Chance, mitzuwirken« heraus.

Landesjugendfeuerwehrwart Uwe von Appen resümiert: »Der JFHH-Tag war ein voller Erfolg. Diese neue Form der Beteiligung unser Kinder und Jugendlichen hat funktioniert, und wir haben ein tolles Feedback bekommen. Der Tag soll auch in Zukunft im jährlichen Wechsel mit der zweitägigen Klausurtagung fortgeführt werden.«