Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 1-2010, Rubrik Kommentar

Bildungsreise – mal anders

Bildung war und ist für Jugendverbände ein essentielles Thema – und wird uns immer wieder herausfordern. Längst ist es selbst bei konservativen Bildungstheoretikern angekommen, dass der Mensch nicht nur in formalen Bildungseinrichtungen, wie z.B. in der Schule oder an der Universität lernt, sondern seinen Horizont vor allem im Bereich des sozialen Lernens auf der Ebene der Selbst- und Sozialkompetenz auch und gerade in non-formalen und informellen Bildungszusammenhängen erweitert (s. auch punktum 2/09). Bildung ist damit elementar mit dem Menschen verbunden. Bildung bereitet den Boden für gesellschaftliche Teilhabe, sie qualifiziert, eröffnet Potentiale und ist zentral in der Frage der Chancengerechtigkeit. Diese für alle Kinder und Jugendlichen zu ermöglichen, nehmen wir als Jugendverbände tagtäglich im Rahmen unserer Lobbyarbeit wahr. Der nächste Schritt ist jetzt, diese Lehr-Lern-Potentiale in formalen und non-formalen Bildungseinrichtungen miteinander zu vernetzen.

Chancen. Jüngste Entwicklungen im Hamburger Schulreformprozess zeigen deutlich, dass im Zuge der Ganztagsschule Bildung schon lange nicht mehr nur auf die formale Ebene reduziert wird. Selbst Veranstaltungen des Landesinstituts für Lehrerbildung (LI) beschäftigen sich mehr und mehr mit der Verknüpfung von schulischer und außerschulischer Bildung, wie beispielsweise der »1. Hamburger Ganztag« im Februar gezeigt hat.

Und hier kommen wir, die Hamburger Jugendverbände, ins Spiel. Zukünftig wird es diverse Optionen geben, sich am Nachmittagsprogramm zu beteiligen. Die Idee ist, heterogene Bildungslandschaften zu schaffen, in denen Schulen mit Trägern der freien Jugendhilfe und anderen Partnern kooperieren. Die Schulen sollen und müssen sich öffnen, um nicht zu einer reinen Verwahranstalt zu verkommen. Ein Weg wird sein, attraktive Angebote auf der Basis der Freiwilligkeit für Schüler/innen anzubieten. Dies kann auch eine Chance sein, den Nachwuchs in unseren Verbänden zu sichern. Mir ist bewusst, dass nicht alle von Euch diese Möglichkeit der Mitgestaltung als Chance sehen. Ich spreche hier aus eigener Erfahrung: So bin ich im Jugendwerk der AWO aktiv, einem politischen Kinder- und Jugendverband, dessen Positionen sich nicht zwangsläufig mit dem politiklosen Raum Schule vereinbaren lassen. Zudem lässt sich natürlich darüber streiten, in welcher Form ein Schulnachmittag mit Freiwilligkeit, Ehrenamtlichkeit und demokratische Selbstorganisation – den drei Grundpfeilern der Jugendverbandsarbeit – zu vereinbaren ist. Dennoch sollten wir uns alle auf die hochwertige, non-formale Bildungsarbeit, die jede/r von uns leistet, konzentrieren und Angebote schaffen, an denen jene Schüler/innen teilhaben können, die sonst keine Erfahrungen mit Jugendverbänden sammeln würden. Es kann sozusagen als »Investition« in die Zukunft gesehen werden.

Auf Tournee. Teilhaben lassen und ein Teil von Euch sein, das wollen wir als neuer LJR-Vorstand erreichen. Bildung ist neben Integration und Partizipation eines unserer zentralen Leitthemen dieser Legislatur. Einen Anfang wagen wir mit dem Thema Bildung. Wir wollen von Euch wissen, was Ihr für vielfältige Bildungsarbeit leistet, welche Themen Ihr bespielt, und auch, wo Eure Bedarfe noch sind. Der Landesjugendring hat sich schon immer als Unterstützer seiner Mitgliedsverbände, im Speziellen der kleineren, verstanden. Aus dieser Tradition heraus sind ja auch unsere zwei Mal jährlich stattfindenden Juleica-Schulungen entstanden. Um mit Euch ins Gespräch zu kommen und Euch ebenso die Möglichkeit zu geben, uns kennenzulernen, möchten wir gerne eine »Bildungsreise« durch die Mitgliedsverbände machen. Auf dieser Bildungsreise haben wir vor, mit Euch als Vorstand und Euren Aktiven über das Thema Bildung zu diskutieren, Euch unsere Angebote vorzustellen und diese gemeinsam mit Euch weiterzuentwickeln. Natürlich haben wir auch ein offenes Ohr für alle anderen Fragen und Wünsche.

Lasst uns gemeinsam die Zukunft gestalten, jungen Menschen die spannende Welt der Jugendverbandsarbeit näher bringen und uns aktiv in gesellschaftspolitische Themen einmischen! Wir sind dabei – Ihr auch?

Julia Sammoray, LJR-Vorsitzende