In diesem Jahr hat am 13. und 14. November wieder die respekt*-Veranstaltung stattgefunden – mit einem interaktiven Programm zu gesellschaftspolitischen Themen.
Das respekt*-Wochenende findet jährlich rund um den 9. November – dem Jahrestag der antisemitischen Pogrome von 1938 – statt, um den Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken und einen Beitrag zu einer diskriminierungskritischen und offenen Gesellschaft zu leisten. Dieses Jahr fand respekt* bereits zum 19. Mal statt.
Besonders erfreulich: Nachdem 2020 nur eine Onlineversion möglich war, konnte respekt* dieses Jahr wieder vor Ort stattfinden – im internationalen Bildungszentrum Dock Europe in Altona. Wie jedes Jahr wurde das Wochenendprogramm von einem Arbeitskreis junger Menschen geplant und durchgeführt. Seit mehreren Jahren kommen in diesem Arbeitskreis Aktive aus dem Pfadfinder/innenbund Nord, der Arbeitsgemeinschaft freier Jugendverbände und andere politisch interessierte Menschen zusammen.
Innerhalb weniger Monate konnte der diesjährige Arbeitskreis ein starkes Programm auf die Beine stellen: Ein postkolonialer Stadtrundgang begab sich mit seinen Teilnehmenden auf die Suche nach den Spuren kolonialer Menschenhändler und spürte Schicksale von Kolonisierten und denjenigen auf, die Widerstand gegen dieses rassistische System geleistet haben. In einem Workshop zu Ally*ing wurden gemeinsam Strategien entwickelt, wie sich Personen der Mehrheitsgesellschaft, insbesondere weiße Personen und cis-männliche Personen, mit Minderheitenpositionen solidarisieren können. Und auf einer alternativen Hafenrundfahrt bekamen die Teilnehmenden Informationen darüber, wie Migration und Rassismus mit dem Hamburger Hafen in Verbindung stehen und was das für die Migrant/innen heißt.
Am Sonntag gab es dann ein weiteres Highlight. Marianne Wilke, die als sog. »Halbjüdin« von den Nazis verfolgt wurde, war bei respekt* zu Gast. Sie erzählte sehr eindrücklich aus ihrer Kindheit und Schulzeit in Hamburg während des Nationalsozialismus. Auch zur aktuellen politischen Situationen bezog sie klar Stellung. So prangerte sie beispielsweise an, dass sich bei den ohnehin viel zu spät stattfindenden Prozessen gegen KZ-Aufseher/innen immer noch deren fehlendes Schuldbewusstsein zeige. Außerdem appellierte sie vehement dafür, aus der Geschichte zu lernen und sich gegen faschistische Tendenzen in der Gesellschaft zur Wehr zu setzen, sich zum Beispiel solidarisch mit Geflüchteten zu zeigen. Die mittlerweile 92-Jährige wurde auch nach zwei Stunden nicht müde zu erzählen und beantwortete auch im Anschluss noch die Fragen der sie umringenden Teilnehmer/innen.
Respekt* bot jungen Menschen einen Raum, der zum Nachdenken und zur Diskussion über eigene Privilegien und Diskriminierungen einlud. Dieses Angebot wurde von den vielen Anwesenden unterschiedlichen Alters sehr interessiert angenommen, gefüllt und mitgestaltet.
Hast du Interesse an Selbstorganisation und Lust bei der Planung von respekt* 2022 dabei zu sein? Im Frühjahr laden wir zu den ersten Vorbereitungstreffen ein. Aktuelle Infos und einen Mitschnitt des Zeitzeugingesprächs mit Marianne Wilke findest du auf www.agfj.de. (Vom respekt*-Vorbereitungskreis 2021)