Von Klaus Deuber, Jugendpfarramt der Nordkirche
Durch zunehmende Anforderungen und Leistungsdruck kann bereits bei Jugendlichen das Gefühl entstehen, »es nicht mehr zu schaffen«. Gelingendes Leben aber braucht auch Spaß und insbesondere Lebensfreude sowie die Gewissheit, willkommen und angenommen zu sein.
Wie wichtig es deshalb ist, positive Perspektiven zu haben, vermittelte der diesjährige Jugendtag der Evangelischen Jugend Hamburg [EJH]. Wie hilfreich hierbei der christliche Glaube sein kann, wie unverzichtbar persönliche Beziehungen sind und eine bewusste Alltagsgestaltung, das wurde bereits im Gottesdienst zum Auftakt des Jugendtages deutlich.
Die [EJH] lädt jedes Jahr am Buß- und Bettag zu ihrem traditionellen Jugendtag ein. In diesem Jahr traf man sich am 21. November im Terminal Tango des Hamburger Flughafens. Das Motto von »Leblos« zu »Leb' los!« nahm Bezug auf Matthäus 6, 25-27. »Darum sage ich euch : Leben bedeutet mehr als Essen und Trinken …« So ging es um Fragen wie : Was ist wirklich wichtig? Was kann und will ich dafür tun? Was will ich lassen?
Es gibt Momente, da fühlt man sich nicht mehr lebendig: »Kennt ihr das auch?«, wurden die Teilnehmenden des Jugendtages gefragt. Schularbeiten in der letzten Minute, Auseinandersetzungen mit den Eltern, Unsicherheiten über das eigene Aussehen. Wenn es zu viel wird, kann dies einen schon umhauen – »ich kann das alles nicht mehr.« Aber wie kommt man da wieder zurück zum Leben? Wenn wir nicht mehr hochkommen, kann uns der Geist Gottes wieder helfen aufzustehen, machte der Gottesdienst zu Beginn des Jugendtages deutlich. Die biblischen Geschichten von der Auferweckung des Lazarus und der Tochter des Jairus zeigten, wie mit Jesu Hilfe der Weg sogar vom Tod zurück ins Leben möglich ist. Auch pragmatische Tipps wurden geboten. »Was mir hochhilft, ist, wenn ich etwas mache, was mir Spaß bringt.« »Egal wie ich aussehe, Hauptsache ich fühle mich wohl.«
Was von jugendlichen Akteuren auf die Gottesdienst-Bühne gebracht wurde, »war inhaltlich gut zu verstehen und Jugend gemäß«, so Sandra Peters-Hilberling. Die Pastorin war mit ihren Konfirmandinnen und Konfirmanden aus der Gemeinde St. Simeon Alt Osdorf, begleitet von einem Team Haupt- und Ehrenamtlicher, angereist. »Der Druck und Stress von vielen Seiten, mit dem Jugendliche im Alltag umgehen müssen, ist deutlich geworden: Familie, Schule, soziales Umfeld, vielleicht sogar der Freundeskreis, in dem man etwas beweisen muss, um angenommen und anerkannt zu werden. Deutlich geworden ist aber auch die Möglichkeit, wieder aufstehen und auch im Alltag wieder neu beginnen zu können.« Wie dicht die Zeitpläne vieler Jugendlicher tatsächlich sind, zeigte sich im Workshop der Theologiestudentin Alice Rothgordt. Die Schule dominiert in der Regel die gesamte Woche. Da ist die gemeinsame Zeit mit Freunden oder für Hobbies oft knapp bemessen. Gut geplant allerdings bleibt ausreichend Zeit auch für Dinge, die Freude machen und Spaß bringen. So hat etwa die 16-jährige Lisa aus der Gemeinde Reiherstieg täglich die frühen Abendstunden eingeplant für ehrenamtliche Mitwirkung in der Jugendarbeit und für sportliche Aktivitäten.
Zum Workshop-Programm gehörten Angebote wie etwa der Workshop »Lächelnd durchs Leben«, der zu einer positiven Lebenseinstellung ermutigte. Gefragt waren ökologische Themen, wie seedbombs bauen oder Pflegeprodukte aus Kastanien selbst herstellen. Und viel Spaß gab es bei den Kooperationsspielen.
Mit Workshops unterstützt wurde das Programm durch das Jugendrotkreuz und durch Brot für die Welt. Zum gemeinsamen »Picknick« trugen die Pfadfinder des VCP mit ihrer Aktion »Verschwenden beenden« bei.
Den gottesdienstlichen Abschluss prägte Lukas Klette. Der 29-jährige Vikar aus der Gemeinde Barmfeld, bekannt in der Poetry Slam Szene, trug einen Text vor, in dem Wirklichkeit, Traum und Fiktion mit persönlichen Glaubensüberzeugungen zusammen kamen. »Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht«, ermutigte der Vikar. Und »Du bist leblos. Aber ich gebe dir meine Lebenskraft. Leb' los!«, lies Klette Gott sagen. Gebannt verfolgten die 800 Teilnehmenden des Jugendtages diese ungewöhnliche Predigt. Diese hatte wohl, so wie der Jugendtag insgesamt, die Sprache der Jugendlichen ganz gut getroffen.