Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 1-2018, Rubrik HausTicker

Nachruf

Das Photo zeigt Lars Grüterig (links) in seinem Element. Vermittelnd, erklärend, weitergebend. Er war Lehrer aus Passion und ein kritischer Kopf, dem der Schulalltag nicht genügte. 1981 stieß er zu den Alternativen Stadtrundfahrten des Landesjugendrings Hamburg. Zunächst mit dem Wunsch, für seine Schulklasse eine Tour zu »Verfolgung und Widerstand – Hamburg im Nationalsozialismus« zu buchen. Da jedoch kein Stadtführer zur Verfügung stand, übernahm er selbst die Leitung der Tour, ausgestattet allein mit einem inhaltlichen Leitfaden zu den einzelnen Tourstationen. Diese Erfahrung war die Initialzündung für sein Jahrzehnte währendes Engagement in der politisch-historischen Jugendbildung des Landesjugendrings. Lars Grüterig wurde Mitglied des Arbeitskreises der Alternativen Stadtrundfahrten (AK ASRF) und hat bis in die 2010er Jahre weit über 100 Touren für Gruppen junger Menschen geleitet. Seine Themen waren breit gefächert. Lars berichtete von Verfolgung und politischem Widerstand auf der »Innenstadt-Route«, führte Schulklassen über das Gelände der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und deren Außenstelle am Bullenhuser Damm und vermittelte eindringlich Schicksale jüdischer Hamburger. Zudem konzipierte er eine Tour über den Bombenkrieg in Hamburg, auf der er auch eigene Kindheitserfahrungen aufarbeitete. Wichtig war ihm die lebendige Vermittlung der Geschichte. So hat Lars intensiv mit Zeitzeugen der VVN auf den Stadtrundfahrten zusammengearbeitet. Als diese altersbedingt für Touren nicht mehr zur Verfügung standen, hat Lars im AK ASRF mit dafür Sorge getragen, eine Neukonzipierung vieler Touren dergestalt zu erarbeiten, dass auch weiterhin Stimmen aus der Opferperspektive neben der Erklärung des Grauens nationalsozialistischer Herrschaft standen. Dabei zeigte sich ein weiteres Talent von Lars: Er vermochte es, junge Menschen im AK für die Vermittlungsarbeit zu begeistern und Hinzukommende in die Arbeit einzubinden.  
Am 29. Januar 2018 ist Lars Grüterig im Alter von 80 Jahren verstorben. Vorstand und Mitarbeiter des Landesjugendrings Hamburg sowie die Aktiven des AK ASRF trauern um einen aufrechten und streitbaren Aufklärer über die Schrecken des Nationalsozialismus und um den stets freundlichen und zugewandten Menschen. (jg)