Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 4-2015, Rubrik Vielfältige Jugendarbeit

Tischfußball, Tarifstreit und mehr Transparenz

Serie WirkungsStätten: Die dbb Jugend Hamburg

Von Mathias Birsens, Hamburg

Gewerkschaftsarbeit besteht nicht nur aus Streiks und Tarifverhandlungen – manchmal sind ein Kickerturnier, eine Pokerrunde oder eine nächtliche Barkassenfahrt genauso wichtig.

Klack, klack, klack tönt es durch den niedrigen, schlecht beleuchteten Kellerraum im Kixx am Nobistor in Hamburg. Rund 25 junge Männer und Frauen stehen in dem kargen Kellerraum an Kickertischen und verfolgen konzentriert Golfballgroße Plastikkugeln, während ihre Hände die Kickerstangen umklammern. Nur wenn der Ball das ungefähr fünf mal zehn Zentimeter breite Tor trifft, lässt die Konzentration für einen Moment nach : Dann reißen sie die Arme hoch und jubeln. Sobald das erste Team sieben Tore geschossen hat, ist die Partie vorbei – und es geht an einen anderen der fünf Kickertische weiter, bis am Ende des Abends ein Team als Gewinner übrig bleibt. Fast meint man im Trainingsraum eines Kickerklubs zu stehen. Doch an den verschiedenen Tischen spielen keine Profis – sondern junge Beamtinnen und Beamte. Das Kickerturnier hat die dbb Jugend Hamburg organisiert, die Jugend-organisation des deutschen Beamtenbundes.

Eine für alle. Als Dachverband für 22 verschiedene Fachjugendgewerkschaften mit rund 150.000 Mitgliedern in ganz Deutschland bringt die dbb Jugend junge Beschäftigte aus den unterschiedlichsten Bereichen des öffentlichen Dienstes zusammen – von Angestellten der Verwaltung bis zum Zollbeamten. Genau diesen Zweck verfolgt auch das Kickerturnier in Hamburg, erklärt der Vorsitzende der dbb Jugend Hamburg, Paul Klinger : »Es geht darum, dass sich die Jugendlichen aus den unterschiedlichen Bereichen überhaupt kennen lernen.« Das sei wichtig, wenn man später einmal zusammenarbeiten müsse, aber auch um die Probleme in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes zu verstehen. Betrifft ein Problem alle (jungen) Beschäftigten im öffentlichen Dienst, kümmert sich die dbb Jugend darum. Über den deutschen Beamtenbund, der mit rund 1,3 Millionen Mitgliedern der zweitgrößte Dachverband für Gewerkschaften in Deutschland ist, nimmt die dbb Jugend auch an Tarifverhandlungen und Streiks für Angestellte im öffentlichen Dienst teil und stellt politische Forderungen auf. Der deutsche Beamtenbund wurde 1918 gegründet und vereint 43 Gewerkschaften. Er vertritt unter anderem Beamte, sowie Lokführer, Postmitarbeiter, Angestellte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und öffentlich angestellte Ärzte.

Gemeinsam sind wir stärker. Alle dbb-Mitglieder, die jünger als 27 Jahre sind, werden automatisch Mitglied bei der dbb Jugend. Ihnen sind vor allem Themen rund um die Ausbildung wichtig – sie setzen sich unter anderem dafür ein, dass alle Auszubildenden des öffentlichen Dienstes nach ihrem Abschluss übernommen werden. Aber auch schon während der Ausbildung ist Transparenz wichtig, erklärt Steven, der bei der Polizei arbeitet und seit seinem Berufseinstieg in der Gewerkschaft ist : »Viele trauen sich nicht, was zu sagen, weil sie in einer Bewertungssituation sind.« Auch deshalb ist er beim Kickerturnier der dbb Jugend dabei, obwohl er schon 33 Jahre alt ist : »Es ist wichtig was weiterzugeben und für die Kollegen zu tun, die sich nicht trauen den Mund aufzumachen«, sagt er.

Dass ein Kickerturnier keine reine Spaßveranstaltung ist, ist auch Mitorganisatorin Elena wichtig. »Man macht zudem was Sinnvolles«, sagt die 30-Jährige Jugendleiterin über ihr Engagement. Sie organisiert insgesamt fünf Mal im Jahr Veranstaltungen für die dbb Jugend oder die Jugendorganisation der deutschen Steuergewerkschaft (DSTG), in der sie als Finanzbeamtin Mitglied ist. Obwohl sie bereits seit zehn Jahren im öffentlichen Dienst arbeitet, hat sie erst vor vier Jahren angefangen sich auch in den Jugendorganisationen zu engagieren. Das kam zwar eher zufällig, als eine Freundin sie zu einer DSTG-Veranstaltung mitnahm, macht ihr aber inzwischen richtig Spaß : »Man tut ja letztendlich auch was für sich selber, setzt sich für die eigenen Ziele ein, aber mit einer Extraportion Spaß«, sagt Elena.

Buntes Programm. Die dbb Jugend setzt sich jedoch nicht nur für die Interessen ihrer Mitglieder ein, sondern auch für die Umwelt : In den letzten beiden Jahren nahm der Verband an der Aktion »Hamburg räumt auf« teil, bei der Vereine und Verbände ein bestimmtes Gebiet in der Stadt aufräumen. Und auch der Nachwuchs ist der dbb Jugend wichtig : So stellten zwei Mitglieder Schülern in diesem Jahr Laufbahnen im öffentlichen Dienst vor.

Welche Veranstaltungen der Verband durchführt, wird zweimal im Jahr beim Landesjugendausschuss festgelegt. Dort treffen sich die Vorstände aller Mitgliedsverbände mit dem Vorstand der dbb Jugend und planen das kommende Jahr. Traditionell veranstaltet die dbb Jugend in jedem Jahr ein Kickerturnier, eine Nachtbarkassenfahrt im Hafen und ein Pokerturnier, bei dem sie gleichzeitig auf das Thema Spielsucht aufmerksam macht.

Nachwuchsprobleme? Der Landesjugendausschuss wählt auch alle vier Jahre einen neuen Vorstand, der jedoch häufig älter als 27 Jahre ist, erklärt der 33-Jährige Paul Klinger : »Junge Leute trauen sich das häufig nicht zu, weil sie mitten in der Ausbildung stecken und sich anschließend erst mal im Beruf zurecht finden müssen.« Zudem seien viele zuerst Vorstand in einer der Fachjugendgewerkschaften, bevor sie als Vorstand der dbb Jugend die Interessen aller jungen Beschäftigten im öffentlichen Dienst vertreten. Bevor Paul 2012 Vorsitzender der dbb Jugend wurde, war er bereits Vorstand bei der jungen Polizei gewesen.

Ersatzmitglieder. Auch beim Kickerturnier am Nobistor fällt auf, dass viele der Tischfußballer eher 30 als 20 Jahre alt sind. Das sei jedoch diesmal eine Ausnahme, sagt Paul. Normalerweise wären die Turnierbesucher zwischen 20 und 27 Jahren alt. Tatsächlich sagen viele der älteren Teilnehmer beim Kickerturnier, dass sie eigentlich nur als Ersatz da sind – so wie Hannes. »Als Ersatzmitglied springe ich immer gerne ein«, erzählt der 35-Jährige. Er arbeitet beim Finanzamt und wurde als Gewerkschaftsmitglied automatisch zu den Veranstaltungen der dbb Jugend eingeladen. Das sei eine tolle Möglichkeit »alte Kollegen zu treffen und immer neue Gesichter zu sehen«, sagt er. Seine Kollegin Tina, die ebenfalls beim Finanzamt arbeitet, sieht das genauso. Aus der Gewerkschaft ist die 26-Jährige zwar wieder ausgetreten, doch zu den Veranstaltungen der dbb Jugend kommt sie immer noch, um »mal andere Kollegen zu treffen und was zusammen zu machen«, erzählt sie.

Vernetzen und voneinander lernen. Genau das sei auch das Ziel der meisten Veranstaltungen der dbb Jugend, die nicht nur Gewerkschaftsmitgliedern, sondern allen Jugendlichen und Erwachsenen offen stehen, sagt Paul Klinger : »Wir wollen unter den Azubinen und Azubis eine Verbindung schaffen, dass man auch mal mitbekommt, wie es in anderen Bereichen läuft – zwischen Verwaltung und Zoll zum Beispiel oder zwischen Polizei und kommunalen Beamten. Die sollen sich vernetzen und untereinander austauschen. Und dabei natürlich auch von der Erfahrung der Älteren lernen.«


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