Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 2-2014, Rubrik Vielfältige Jugendarbeit

Medien machen wie die Profis

15. Jugendpressefrühling – Norddeutschlands größtes Jugendmedienseminar

Von Felicitas Mertin, Junge Presse Hamburg

Produzieren statt einfach nur konsumieren – das steckt hinter der Idee von Norddeutschlands größtem Jugendmedienseminar. Vom 29. Mai bis 1. Juni kamen zum 15. Mal Jugendliche und junge Erwachsene beim Jugendpressefrühling (JPF) zusammen. Vier Tage lang standen für sie unterschiedliche Medien im Fokus: Jeder Teilnehmer konnte aus einer von acht Redaktionen auswählen. Was morgens theoretisch erlernt wurde, konnte nachmittags in den Redaktionen Zeitung, Magazin, TV, Radio, Online, Film, Presse-Foto und Foto-Art praktisch umgesetzt werden. Zusätzlich gab es ein abwechslungsreiches Abendprogramm. Beim »Redax-Duell« traten die Gruppen gegeneinander an, während der Kurzfilmnacht kamen interessante Diskussionen über ausgewählte Kurzfilme zustande – natürlich bei Popcorn. Die obligatorische JPF-Party stand wie jedes Jahr unter einem Motto. Dieses Mal wurden Kostüme zum Thema »Ägypten« gewählt. Einen Rekordbruch gab es beim Poetry-Slam: Trotz zeitintensiver Arbeit in den einzelnen Redaktionen, meldeten sich 16 Teilnehmer an, um am Dichter-Wettstreit teilzunehmen. Die gewählten Themen: vor allem selbstkritisch. Sehr viele der Jugendlichen reflektierten in ihren Texten über Smartphones und Magersucht.

Im Jahr 2000 startete der Jugendpressefrühling mit 45 Teilnehmern in der Jugendbildungsstätte in Barmstedt, Kreis Pinneberg. Seitdem ist es eine wahre Erfolgsgeschichte. Das Konzept kommt an, seit 15 Jahren finden die Organisatoren Unterstützer, zahlreiche ehrenamtliche Helfer sowie interessante Gäste, die den Weg auf sich nehmen – sei es nach Barmstedt oder Bad Segeberg in die JugendAkademie, wo der JPF in diesem Jahr erneut stattfand, da der Platz in Barmstedt nicht mehr ausreichte. Hinter dem Ganzen steckt die Junge Presse Pinneberg (JPPI). Ein Verein, der sich einerseits die Jugendbildung im Medienbereich und andererseits Hilfe bei den ersten Schritten in mediale Berufe auf die Fahnen geschrieben hat. Die Jugendpresse Schleswig-Holstein (JPSH) und inzwischen auch die Junge Presse Hamburg (JPHH) sind Kooperationspartner und helfen, den JPF mit auf die Beine zu stellen. Das JPF-Team umfasst etwa 30 Ehrenamtliche, die den beiden Hauptorganisatoren nicht nur bei der Vorbereitung des Events helfen, sondern dann auch vor Ort Wissen vermitteln, Redaktionen anleiten oder einfach nur dafür sorgen, dass die Veranstaltung, bei der die Teilnehmer voll versorgt werden, reibungslos abläuft.

Theorie und Praxis. Ziel ist es, journalistisches Grundwissen zu vermitteln. Themenfindung, Recherchepraktiken, journalistische Darstellungsformen, Schreiben und Platzierung gehören genauso zu den Inhalten beim JPF wie Ethik, die besondere Form des Boulevard oder Katastrophenberichterstattung. In Workshops werden diese Themen erarbeitet, in den jeweiligen Redaktionen dann praktisch umgesetzt. So liegt jeden Morgen eine frisch gedruckte Zeitung im Frühstücksraum aus, und die Teilnehmer können ihrer eigenen Morning-Show im hauseigenen Radio lauschen. Natürlich werden auch jeweils spezifische Kenntnisse mitgegeben: So lernen die Radioleute, Beiträge fürs Hören zu schreiben und zu schneiden, während die Kurzfilm-Begeisterten Kameraführung und das Schreiben von Drehbüchern erarbeiten. Dabei ging die Junge Presse Pinneberg bei der Konzeptionierung des Medienseminars stets mit dem Puls der Zeit. Eine Online-Redaktion wurde eingeführt, ein Poetry-Slam am Abend sorgt für offene Ohren. Ganz neu und ein echter Erfolg war in diesem Jahr eine Live-TV-Show. In einem Studio wurde eine echte Situation geschaffen. Die TV-Redaktion bereitete eine Talkshow mit passenden Gästen vor, die von den Teilnehmern abgedreht wurde. Das Diskussionsthema: »Trash vs. Qualität – Was sehen wir in der Zukunft?«

Stichwort Gäste. Sogenannte Attraktionen werden eingeladen, um den Teilnehmern in Interviewsituationen Rede und Antwort zu stehen. Die JPPI konnte dafür in den vergangenen Jahren echte Größen gewinnen – nicht nur aus der Branche. So waren Lutz Marmor, Intendant des NDR, Ingo Zamperoni, bis vor kurzem Tagesthemen-Moderator und inzwischen ARD-Korrespondent in Washington, sowie die Band Fettes Brot und Lotto King Karl zu Gast bei den jungen Medienmachern. Jedes Jahr kommen andere Gäste, aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft. Vom Poetry-Slammer über den Rettungssanitäter bis zum Liederschreiber ist alles dabei. Die Teilnehmer berichten im Anschluss. Sie nehmen die Gäste als Anlass, bestimmte Themen zu bearbeiten oder schreiben über sie.

Was an einem Wochenende entstanden ist, wird am letzten Tag bei einer großen Abschlusspräsentation Eltern, Verwandten und allen anderen Interessierten vorgeführt. Ganz nach dem diesjährigen Motto: »Sagen, was andere hören, zeigen, was andere sehen, schreiben, was andere lesen.« Wer im nächsten Jahr dabei sein will, kann sich vorab auf www.jugendpressefruehling.de informieren und Ergebnisse der vergangenen Veranstaltungen ansehen. Den JPF gibt es auch auf Facebook, unter www.facebook.de/jugendpressefruehling.