Ganz einfach deshalb, weil nirgendwo sonst in Hamburg ein solch dichtes Angebot an jugendverbandlichen Aktivitäten vorhanden ist. Sieben Jugendverbände sind in diesem vergleichsweise kleinen Stadtteil mit z.T. mehreren Gruppen aktiv. Ideal für unsere Recherche, bei der es zunächst darum ging, welche Angebote Schulen und Jugendverbände den 4.141 Volksdorfer Kindern und Jugendlichen machen, ob diese in Konkurrenz zueinander stehen oder sich wechselseitig ergänzen?
Selbstverständlich ging es auch darum, wie sich »eine der dümmsten Debatten in der deutschen Schulgeschichte«, so Martin Spiewak in der ZEIT zum Streit um G8/G9, auf beide Systeme auswirkt und in welcher Richtung sich Denken, Fühlen und Handeln verändern. In den 1970er Jahren sei es noch um Bildungsgerechtigkeit gegangen, heute ginge es nur um »165 Minuten pro Woche«.
Bald stellte sich heraus, dass jede Antwort neue Fragen provozierte. Warum sind so viele Volksdorfer engagiert? Korreliert dieser Wert mit anderen, z.B. einer hohen Beteiligung an Wahlen? Denn auch bei den jüngsten Wahlen zu den Bezirksversammlungen gehörte Volksdorf zur Spitzengruppe, nicht nur im Bezirk Wandsbek sondern hamburgweit. Welche Faktoren spielen hier eine Rolle und würde man in Stadtteilen mit ähnlichen Werten, z.B. ähnlich hohem Jahreseinkommen oder ähnlich hohem durchschnittlichen KESS-Index, auf eine ähnliche Jugendverbandsdichte kommen, also z.B. in Bergstedt, Groß Flottbek, oder Rotherbaum?
Hat man die selbstverwaltete Schule und die Forderungen der Jugendverbände vor Augen, fragt man sich, wo wird über die Zukunft der Jugendgruppen in Volksdorf entschieden: auf der Kultusministerkonferenz, in der Schulbehörde oder auf einer der Schulkonferenzen? In der Gruppenleiterrunde, wenn die nächsten Maßnahmen geplant werden oder am heimischen Küchentisch, wenn über die Anmeldung an eine Ganztagesschule entschieden wird?
Bevor wir uns in diesem Projekt diesen Fragen widmen (können), werden wir die Recherche in einem Stadtteil fortsetzen, der insgesamt ganz anders aufgestellt ist, und uns umhören, welche Antworten wir dort auf unsere Fragen erhalten.
Ein herzlicher Dank geht an die Schulbehörde. Ohne deren zusätzliche finanzielle Mittel wäre diese Recherche, die wir als eigenen Debattenbeitrag verstehen, nicht möglich gewesen. (Carlo Klett, LJR-Geschäftsführer)