Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 4-2012, Rubrik Kommentar

Ziel: So bunt wie diese Stadt


Von Benedikt Alder, LJR-Vorsitzender

Die Jugendverbandsarbeit hat in den vergangenen Jahren wesentliche Veränderungen erfahren. Sei es die Anpassung an ein verändertes Studiensystem, welche das ehrenamtliche Engagement stark unter Druck setzte, die Umgestaltung der Schule in einen Ganztagesbetrieb und damit die Wahrnehmung von Angeboten der Jugendverbände veränderte, oder aber der steigende Druck der Bürgerschaft, zukünftig einen ausgeglichen Haushalt zu gewährleisten.

All diese Veränderungen wurden von außen in unsere Arbeit hineingetragen und erforderten eine Anpassung und Auseinandersetzung. Die interkulturelle Öffnung von Jugendverbänden ist nun ein Thema, welches von innen an uns herangetragen wird und uns in den kommenden Jahren beschäftigen wird. Wie können wir unsere klassischen Strukturen dergestalt erweitern, dass auch Migranten/innen sich bei uns wohl fühlen? Dies betrifft sowohl unsere inhaltlichen Themen bei einer Gruppenstunde wie auch die Organisation von Jugendfreizeiten. Es sollte selbstverständlich sein, dass z.B. das Essen unterwegs auch für Muslime geeignet ist oder aber der kritische Umgang mit Religion nicht bei unseren abendländischen Religionsansichten endet. Aber nicht nur die unmittelbare Jugendarbeit ist gefordert. Auch wir in den Vorständen müssen uns fragen, wie wir attraktiver werden können für Menschen mit Migrationshintergrund. Denn während es bei den wahrgenommenen Angeboten der Jugendverbände bereits viele Kinder und Jugendliche gibt, deren Eltern oder Großeltern nach Deutschland einwanderten, wird es mau, sobald wir uns auf die Ebene der Jugendleiter/innen oder gar in die Vorstände bewegen. Es scheint, als sei es hier noch schwieriger Nachwuchs mit Migrationshintergrund zu finden, die nicht nur an den Angeboten teilnehmen sondern selbst auch Verantwortung übernehmen wollen. Wir müssen also uns selbst fragen, wie wir mehr Migranten/innen dafür begeistern können, sich dauerhaft in den Strukturen der Jugendverbänden zu engagieren.

Aber auch für uns als Landesjugendring stellt sich die Frage, wie wir uns interkulturell öffnen können. Eine Antwort haben wir hier noch nicht gefunden: Wir sind uns jedoch bewusst, dass wir diese Veränderungen nicht verschlafen sollten. Ein mögliches Themenfeld – auch wenn es nicht in den Komplex der interkulturellen Öffnung von Jugendverbänden passt – ist die Unterstützung von Migrantenselbstorganisationen. Für uns wäre es ein großer Gewinn, wenn wir nicht nur selbst offener für Migranten/innen werden, sondern es auch schaffen, dass mehr Migrantenselbstorganisationen bei uns Mitglied würden. Schließlich gibt es hier eine große Anzahl an Verbänden, die sich möglicherweise eine Interessenvertretung durch den Landesjugendring wünschen. Wir sehen uns als Repräsentant aller Jugendverbände und aller Jugendlichen, die sich eigenverantwortlich zusammengeschlossen haben, um Jugendarbeit zu leisten. Es würde uns gut zu Gesicht stehen, wenn unsere Gremienarbeit so bunt gemischt wäre wie diese Stadt!