Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 4-2005, Rubrik Kommentar

Kampf dem Papiertiger!

Weitere Papiertiger werden nicht benötigt! Sondern ehrenamtlich engagierte Jugendliche brauchen einen Nachweis über ihr Engagement, der einen konkreten Nutzen enthält!

Von Anne Fritzler, LJR Vorsitzende

Ehrenamtliches Engagement spielt in vielen Bereichen unserer Gesellschaft eine wesentliche Rolle. Das Engagement der Jugendlichen kann nicht hinweggedacht werden, wenn es darum geht, gesellschaftliche Institutionen mit Leben zu füllen. Zudem wird das Demokratieverständnis Jugendlicher durch die Übernahme von Verantwortung und die Beteiligung an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen gestärkt.
So erhalten die Jugendlichen durch die Tätigkeitspraxis und die Aus- und Fortbildung neben fachspezifischem Wissen gerade Kompetenzen in den von Unternehmen immer stärker gefragten Schlüsselqualifikationen wie soziale Kompetenz, Selbständigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Teamgeist, Kooperationsfähigkeit etc.

Bisher kann sich ein ehrenamtlich engagierter Jugendlicher bereits jederzeit ein Zeugnis über seine Tätigkeit bei dem Verband, in dem er sich engagiert, ausstellen lassen. Insofern besteht kein Bedarf an einem weiteren Papier, auch wenn es als Zertifikat überschrieben ist, das keine weitere Wirkung entfaltet als die eines normalen Zeugnisses. Vielmehr ist es das Anliegen des LJR, die Position der ehrenamtlich engagierten Jugendlichen insofern zu verstärken und zu fördern, dass den Jugendlichen aufgrund ihres Engagements Vorteile bei der Ausbildungsplatzsuche, ihrer Situation auf dem Arbeitsmarkt oder im Bereich des Studiums erwachsen. Denn wertlose Zertifikate suggerieren jungen Menschen einen Nutzen, der Mangels Akzeptanz und Bekanntheit nicht eingehalten werden kann.
An einer solchen Politik will sich der LJR nicht beteiligen! Sondern wir wollen zuerst den Nutzen und die Erfolgschancen eines Zertifizierungssystems ausloten, damit die Akzeptanz dann auch bei dem Adressaten, dem Jugendlichen, feststeht! Denn unbekannte, nicht akzeptierte oder wirkungslose Zertifikate sind nicht nur wertlos und irreführend für alle Beteiligten, vielmehr können sie zu einer Frustration bei den jungen Menschen führen.

Wege zur Anerkennung. Uns ist es wichtig, zusammen mit großen Hamburger Unternehmen, den Universitäten und Fachhochschulen in einen vertrauensvollen Dialog zu treten und dieses Problem anzugehen! Die ersten Schritte auf diesem Weg wurden bereits in Bezug auf das Hochschulamt erfolgreich getätigt.
Bei diesen Gesprächen will der LJR sondieren, inwiefern eine ehrenamtliche Tätigkeit von Jugendlichen insbesondere Berücksichtigung finden kann
• bei der Lehrstellenvergabe,
• bei der Personalauswahl,
• bei der Studienplatzvergabe durch die Universitäten
(nicht nur bei pädagogischen Fächern),
• bei der Berechnung von Studiengebühren,
• bei Überschreitung der Regelstudienzeit.

Wir sind uns dabei unserer Position bewusst und wissen, dass dieser Prozess auch für uns mit einem höheren Grad der Standardisierung und Normierung von Bildungsprozessen einhergehen kann. Diese Herausforderung nehmen wir aber im Gegenzug zu einem akzeptierten und nutzvollen Zertifikat gerne an!

Alternativlos. Solange allerdings ein klarer Nutzen eines Zertifikats nicht klar erkennbar ist, wird sich der LJR an einer Schaffung eines weiteren Papiertigers nicht beteiligen!