Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 1-2007, Rubrik Titelthema

Rechts ist hip !?

Vorwort

… wie bitte? Rechts sei angesagt in der Jugendszene? Ein Trend, der sich immer mehr durchsetzt? So schlimm ist es doch wohl noch lange nicht …

Stimmt so etwa. Aber eben nicht ganz. Ein paar Beispiele gefällig? So schreibt der Bundesverfassungsschutz über die NPD (»Die Nationaldemokratische Partei Deutschlands als Gravitationsfeld im Rechtsextremismus«, Köln, Dezember 2006): »In fast allen Wahlen der letzten Jahre lässt sich ein gemeinsamer Trend feststellen: Die NPD erreicht deutlich höhere Zustimmungswerte in Teilen Ostdeutschlands, insbesondere bei (männlichen) Jugendlichen und Heranwachsenden sowie bei Arbeitslosen. … Bei Erst- und Jungwählern erreichte sie bei den Landtagswahlen in Sachsen 21% der Stimmen (September 2004), in Mecklenburg-Vorpommern 17%. Bei den Männern dieser Altersgruppe ist sie in Mecklenburg-Vorpommern gar zur stärksten Partei geworden, gleichauf mit der SPD (23%). Überproportional hoch sind auch die Zustimmungswerte bei Arbeitslosen, in Mecklenburg-Vorpommern z.B. stimmten 17% für die NPD. … Richard Hilmer, Leiter des Meinungsforschungsinstitutes Dimap, stellt fest, junge Leute teilten zunehmend auch programmatische Inhalte der rechtsextremistischen Parteien. … Dies ist zwar zunächst ein Teile Ost-Deutschlands betreffendes Phänomen, gleichwohl gibt es auch im Westen Zahlen, die Anlass zum Nachdenken geben. So erhielt die NPD bei den Landtagswahlen im Saarland (September 2004) immerhin 14% der Stimmen bei den männlichen Erst- und Jungwählern.«

Diese Tendenzen bei den Landtagswahlen sprechen eine deutliche Sprache: die jüngsten Erfolge der NPD bei den Jungwählern (und bei Arbeitslosen) sind überproportional höher als bei anderen Wählerschichten. Für die NPD stimmen längst nicht mehr die »Ewiggestrigen« allein; sie hat – auch organisatorisch – vermehrt Zulauf durch junge Menschen.

Wie nun damit umgehen? Die NPD – wie so häufig gefordert – verbieten? Eine Partei könnte man verbieten, den Spuk, der dahinter steht, freilich nicht. Die benannten Wählerzahlen sind ein Ausdruck der politischen und soziokulturellen Disposition bei vielen Jugendlichen; ihr Geist steht immer häufiger rechts.

Es hilft nichts, an den Symptomen herumzudoktern. Nicht die NPD ist das wirkliche Problem, nicht ihr ideologisches Rattenfängertum; das Problem ist vielmehr, dass diese und andere Parteien sowie Gruppierungen der rechten Szene erfolgreich sein können. Die Analyse ist also auf die Frage zu richten: welche gesellschaftlichen Zerwürfnisse, Krisen und Schieflagen, die von Jugendlichen erlebt und empfunden werden, lassen eine rechte Jugendkultur und rechtsextremistische Parolen so attraktiv werden. (jg)

Jürgen Garbers | juergen.garbers(at)ljr-hh(dot)de