Landesjugendring Hamburg e.V.

BürgerStiftung Hamburg: Spielräume für Kinder, Jugendliche und Familien

Förderstart des Gemeinschaftsfonds für außerschulische Projekte in der Corona-Krise seit dem 1.10.20

Viele Kinder und Jugendliche sind durch die Corona-Krise sehr stark belastet, das haben uns viele Gespräche mit Projektverantwortlichen in unseren Projekten gezeigt. Auch erste Studien dazu, wie junge Menschen die Corona-Krise und die notwendigen Maßnahmen des „physical distancing“ erlebt haben, weisen darauf hin.

In den Sommerferien sind viele Hamburger Familien zu Hause geblieben. Durch Kurzarbeit und steigende Arbeitslosigkeit können sich noch weniger Familien als sonst eine Urlaubsreise leisten, was sich auch in den kommenden Herbstferien nicht ändern wird. Viele Ferienfreizeiten wurden aufgrund der Hygienebedingungen tatsächlich abgesagt. Nachdem nun die Schule wieder begonnen hat, schwingt die Sorge um eine sogenannte „zweite Welle“ und eine damit möglicherweise verbundene erneute Schulschließung. Sorgen und Ängste begleiten Kinder und Jugendliche, nehmen ihnen die Spontaneität und Leichtigkeit, die in dieser Lebensphase so wichtig sind.

Wir sehen uns weiterhin in der Verantwortung, einen Beitrag dazu zu leisten, jungen Menschen in Hamburg Freiräume zu eröffnen, die Platz für das Miteinander im Kreise Gleichaltriger und positive Impulse durch freies Spiel bieten.

Die erste Auflage des Gemeinschaftsfonds „Hamburger Spielräume“ war ein großer Erfolg. Innerhalb von acht Wochen wurden 81 Anträge gesichtet; für 53 Projekte wurden insgesamt 110.000 € bewilligt. Einige Anträge konnten wir an andere Förderer verweisen oder über Antragsmöglichkeiten in den Stiftungen informieren, wenn die Inhalte nicht für „Hamburger Spielräume“ passten.

Deshalb haben wir uns als Stiftungen entschlossen, den Gemeinschaftsfonds „Hamburger Spielräume“ mit neuen Mitteln auszustatten. So wollen wir die Einrichtungen der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit in Hamburg stärken, damit diese in den kommenden Ferien sowie an Nachmittagen und Wochenenden während der Schulzeit verstärkt Angebote in den Bereichen Freizeit, Bildung, Bewegung oder kreatives Spiel machen können. Solche Angebote der Alltagsbildung geben wichtige Impulse für die Identitätsfindung und Persönlichkeitsentwicklung, sie regen zur Verantwortungsübernahme an und leisten einen wichtigen Beitrag zur Resilienz in schwierigen Zeiten.

Gemeinsam stellen wir hierfür 175.000 € bereit. Beantragt werden können Honorar- und Sachmittel für außerschulische Angebote insbesondere für benachteiligte Zielgruppen.

Die Corona-Pandemie im Erleben der Kinder und Jugendlichen
Die Lebenssituation vieler Kinder und Jugendlicher hat sich durch die Corona-Pandemie deutlich verändert. Trotz der schrittweisen Rückkehr zu einer „neuen Normalität“ verbringen sie noch immer einen Großteil ihrer Zeit zu Hause. Politisch und medial steht im Fokus, wie Lernrückstände aufgeholt werden können, die sich weiter öffnende Bildungsschere durch das Homeschooling erscheint aktuell als das größte Problem. Unter Hochdruck wird daran gearbeitet, die Rahmenbedingungen für digitales Lernen zu verbessern. Offen ist, wie in diesem Jahr für die Schulabgänger der Übergang in Ausbildung gelingt, es gibt die Sorge um eine „verlorene Generation“.

Doch das Leben junger Menschen besteht aus mehr als schulischem Lernen, und die Folgen der Corona-Pandemie sind für viele deutlich umfassender als Lernrückstände und schlechte Schulnoten. Was manche Menschen gerade auch als eine schöne Zeit erleben – mehr Zeit miteinander in der Familie, Entschleunigung im Alltag – kann je nach Rahmenbedingungen auch extrem belastend sein. Es gibt wenig Anregung, wenig positive Erlebnisse, auch wachsende Langeweile.

Für viele jüngere Kinder war die Zeit seit Mitte März insbesondere belastend, mitunter verstörend. Der gewohnte Alltag brach plötzlich weg, Treffen mit Gleichaltrigen waren nur sehr eingeschränkt möglich und wurden als gefährlich wahrgenommen. Das hat sich nicht gravierend verändert nach den Sommerferien. Erwachsene Bezugspersonen sind mitunter selbst sehr besorgt und belastet durch die Pandemie und ihre Folgen. Dazu kommt eine Berichterstattung über Corona- oder Impf-Gegner auch in den sozialen Medien, die zusätzlich verwirrt. In manchen Familien besteht der Alltag phasenweise aus wenig altersgerechtem Fernsehen, präventiv wird das Haus kaum verlassen (auch weil in anderen Ländern noch strengere Ausgangssperren galten als hier), und die wachsende Anspannung in beengten Wohnverhältnissen bedeutet mehr Stress und Streit bis hin zu innerfamiliärer Gewalt.

Für Jugendliche ist der Kontakt zu ihrer Peer Group besonders wichtig. Die sozialen Medien ersetzen nicht die persönliche Begegnung, ein Gefühl der Vereinsamung kann zu wachsender psychischer Belastung führen. Viele fühlen sich reduziert auf die Rolle als Schüler*in/Lernende, die zu funktionieren haben. Das Bedürfnis, sich mit Gleichaltrigen zu treffen, erscheint als unsolidarisch gegenüber den Älteren. Für die jungen Menschen im Übergang in Ausbildung sind die Zukunftsängste besonders belastend – selbst, wenn man jetzt einen Ausbildungsplatz findet, weiß man nicht, wie es nach dem Abschluss weitergehen kann.

Zu den beteiligten Stiftungen und unserer Motivation
Die folgenden Stiftungen haben den Gemeinschaftsfonds „Hamburger Spielräume“ vor den Sommerferien ins Leben gerufen: BürgerStiftung Hamburg, Ehlerding Stiftung, Homann-Stiftung, Kurt und Maria Dohle Stiftung, Klaus und Lore Rating Stiftung, Rudolf Augstein Stiftung und eine Hamburger Familienstiftung.
Für die zweite Förderrunde stellen alle diese Stiftungen erneut Fördermittel zur Verfügung. Zusätzlich konnten die folgenden Stiftungen für eine Beteiligung am Fonds gewonnen werden: Buhck-Stiftung, ERGO Stiftung, Gabriele Fink Stiftung, Hanns R. Neumann Stiftung, Mara & Holger Cassens Stiftung, Scheck-Stiftung.

Die Corona-Krise ist für uns der Anlass, den Bereich der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit zu stärken und so die für ein gelingendes Aufwachsen so wichtige Alltagsbildung mit ihren non-formalen und informellen Bildungsangeboten wieder stärker in den Fokus zu rücken.
Der Gemeinschaftsfonds ist weiterhin offen für die Beteiligung weiterer Stiftungen.

Was wir konkret fördern
Förderberechtigt sind gemeinnützige Einrichtungen/Träger der außerschulischen Kinder-/Jugend- und Familienarbeit, Stadtteilkulturzentren, Bürgerhäuser, Bauspielplätze, Einrichtungen der Gemeinwesenarbeit, Träger der Umweltbildung und alle gemeinnützigen Organisationen, die mit ihren Angeboten benachteiligte Kinder und Jugendliche sowie Familien mit kleinen Kindern in Hamburg erreichen. Insbesondere kleinere, von bürgerschaftlichem Engagement getragene Organisationen sind in unserem Fokus.

Jegliche Art von Freizeitaktivitäten in kleinen Gruppen oder auch als Familie – Spiel-, Bewegungs-, Kultur- und Kreativangebote, Ausflüge, Museumsbesuche, Gärtnern, Angebote der politischen Bildung u.v.m. – können beantragt werden, aber auch Frühstücks- oder Mittagstische. Insbesondere Aktivitäten an der frischen Luft und in der Natur erscheinen uns besonders notwendig. Digitale Angebote sind nur insoweit förderbar, als sie mit persönlichen Begegnungen und Ausflügen in Verbindung stehen.

Kompensatorische Bildungsangebote, die zum Aufholen schulischer Defizite während der Ferienzeit dienen, sind insoweit förderfähig, als es gelingt, wichtige Inhalte aus schulischen Lehrplänen mit Formaten non-formalen Lernens zu verbinden.

Die Aktivitäten können einmalig oder als laufendes Kursangebot konzipiert sein und müssen die aktuell geltenden Hygienevorschriften berücksichtigen.

Informationen zu Förderanfragen
Die BürgerStiftung Hamburg übernimmt die Koordination des Fonds und die verwaltungstechnische Abwicklung von Förderanfragen und Mittelbewilligung. Förderanfrage und Mittelnachweis sind bewusst niedrigschwellig gestaltet. Das Anfrageformular finden Sie unter folgendem Link: https://kontakt.buergerstiftung-hamburg.de/Antrag_Hamburger-Spielraeume

Die maximale Förderhöhe beträgt 2.500 €. In Ausnahmefällen können nach vorheriger Rücksprache für Reisen oder Ausflüge Beträge bis zu 3.000 € bewilligt werden. Mehrfache Anträge derselben Organisation sind möglich. Honorare, Fahrtkosten und Sachkosten für notwendiges Material oder Verpflegung sind förderbar.

Über Förderanfragen wird innerhalb von 10 Tagen auf Basis der schriftlichen Anfrage entschieden. Bei Bedarf nutzen wir Telefon/E-Mail für Nachfragen. Es finden keine Ortsbesuche statt.

Ansprechpartnerin für Rückfragen bei der BürgerStiftung Hamburg ist Cornelia von der Heydt, cornelia.heydt@remove-this.buergerstiftung-hamburg.de, Tel.: 040 / 87 88 969 - 64.