Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 3+4-2018, Rubrik Vielfältige Jugendarbeit

School-Life-Balance

Eine in Zusammenarbeit mit dem LJR erstellte und von der Behörde für Schule und Berufsbildung herausgegebene Broschüre informiert über die Vereinbarkeit von Schule und Jugendverband

Von Carlo Klett, Landesjugendring Hamburg

Leah weiß nicht mehr weiter. Seit kurzem ist sie Landesjugendwartin eines Sportfachverbandes. Ende April 2019 findet eine bundesweite Fachkonferenz statt, zu der sie hin muss, denn das Thema ist wichtig und heikel. Den Termin hat sie von ihrem Vorgänger Niklas geerbt, der deutlich älter ist als sie. Niklas arbeitet in einer Bäckerei und hätte sich für diese Tagung frei genommen, wie viele seiner Kollegen/innen aus den anderen Bundesländern auch. Leah kann sich nicht frei nehmen, sie geht noch zur Schule. Wie macht das Sally, ihre gleichaltrige Kollegin aus Stuttgart? Von ihr erfährt sie, dass der Termin extra in zeitlicher Nähe zu den Meisterschaften am 1. Mai gelegt wurde. Sie versteht Leahs Problem nicht: Habt ihr denn in Hamburg keine Osterferien? Leah ist genervt: Nein, haben wir nicht! Warum habe ich dieses Amt nur angenommen?

In der neu erschienenen Broschüre »Freiwilliges Engagement im Jugendverband« werden anhand von Fallbeispielen Wege aufgezeigt, wie mit solchen Konflikten umgegangen werden kann bzw. soll. Ja, soll, denn die Schulbehörde hält zwar Schule für das Wichtigste, weiß aber auch um den Wert des Ehrenamtes. In einem Begleitschreiben zur Broschüre führt der Schulsenator aus: »Freiwilliges Engagement stärkt aber nicht nur unsere Gesellschaft, es stärkt auch die Kinder und Jugendlichen selbst. Sie übernehmen Verantwortung, erkennen ihre Stärken und Fähigkeiten, sind kreativ, entwickeln Empathie und gewinnen an Selbstbewusstsein. Deshalb verdient freiwilliges Engagement im Jugendverband nicht nur unsere Anerkennung, sondern auch Unterstützung. Hier sollten Hamburgs Schulen mit gutem Beispiel voran gehen«.

Rückblende: Im Rahmen eines dreijährigen Projektes wurde dem Landesjugendring Hamburg die Gelegenheit gegeben, sich intensiv mit der Vereinbarkeit von Schule und Ehrenamt auseinander zu setzen. Ein Ergebnis war ein Forderungskatalog mit zwölf Punkten, den die Vollversammlung am 12. September 2016 nach intensiver Debatte beschloss. punktum berichtete in der Ausgabe 3/2016. Der LJR fand in Senatorin Dr. Leonhard eine Befürworterin, die ein Gespräch mit ihrem Senatskollegen vermittelte. Auf höchster Ebene konnte der LJR seine Forderungen vorstellen und fand in Senator Rabe einen aufmerksamen Zuhörer. Er schlug vor, eine Broschüre zu erstellen, die allen Beteiligten die rechtliche Situation schildern soll, die eben nicht lautet: Es besteht Schulpflicht – basta!

Auf 20 Seiten erörtert die Broschüre nicht nur das eingangs geschilderte Thema Freistellung vom Unterricht, sondern behandelt auch die anderen wichtigen Themen wie Hausaufgaben, Klausurenplanung und Schulzeugnisse. Da sich die Broschüre nicht nur an Jugendleiter/innen richtet, sondern auch an Schulleitungen, Klassenlehrer/innen und Eltern, informiert ein weiteres Kapitel über Jugendverbände und warum sie wichtig sind. Man lernt eben nicht nur in der Schule für’s Leben.

Nun ist es amtlich: Jugendarbeit ist ein »wichtiger Grund« für eine Befreiung vom Unterricht. Die Broschüre liefert die Theorie, wie die widersprüchlichen Interessen ausgeglichen werden können, ohne die bestehenden Gesetze, Ordnungen und Richtlinien zu verändern. Der Wert dieser Broschüre besteht zweifelsfrei nicht nur aus einer leicht verständlichen Schilderung der rechtlichen Lage sondern auch in der Herausgeberschaft. Nicht ein dem Arbeitsfeld wohlgesonnener Interessensverband ist für den Inhalt verantwortlich sondern die Behörde selbst. – Das Redaktions-team bestand aus: Schulbehörde: Thomas Bressau (Referat »Wettbewerbe, Stiftungen, Bürgerschaftliches Engagement«), Margareta Brünjes (Leiterin des Referates »Grundsatz, Unterrichtsentwicklung, zentrale Prüfungen«, Jens Oldenburg (Leiter des Referats »Bildung in der Region, Flüchtlingsbeschulung«; Landesjugendring: Laura Vanselow (Vorsitzende), Jürgen Garbers (Referent) und Carlo Klett (Geschäftsführer).

Die Broschüre wurde an alle allgemeinbildenden und beruflichen Schulen sowie an alle Jugendverbände gesendet. Sie kann in gedruckter Form kostenlos nachbestellt werden über die Behörde für Schule und Berufsbildung (Herrn Bressau) oder über den Landesjugendring Hamburg. Ferner steht die Broschüre zum Download bereit unter www.hamburg.de/engagementfuerbildung oder www.ljr-hh.de.