Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 2-2018, Rubrik Titelthema

Hauptsache, wir bleiben trocken

Interview mit Helena und Jerson Martins, Stamm Ameisen bei den Christlichen Pfadfindern der Adventjugend


Euer Stamm heißt Ameisen – wie seid Ihr darauf gekommen?

Jerson: Wie wollten uns eigentlich Elefanten nennen, doch diesen Stamm gab es bereits bei der CPA. Da wir in unserer internationalen Gruppe einen starken Zusammenhalt haben, nennen wir uns Ameisen. Das trifft es gut.

Ihr habt also aus Elefanten Ameisen gemacht. Wie international ist denn Eure Gruppe?

Helena: Wir sind bunt gemischt. Von den 14 Mitgliedern kommen viele aus Spanien, Portugal und Südamerika. International heißt für uns: Jeder ist willkommen in unserem Stamm.

Wie seid Ihr selbst zu den Pfadfindern gekommen?

Jerson: Ich war schon als kleiner Junge Pfadfinder bei den Adventisten – und zwar in Angola, wo ich geboren bin. Als ich dann nach Portugal kam, bin ich gleich wieder zu den Pfadfindern gegangen. Das hat mir sehr geholfen, mich in dem neuen Land zurecht zu finden. Diese Erfahrung möchte ich jetzt bei den Ameisen weiter geben.

Helena: In Portugal haben wir uns bei den Pfadfindern kennengelernt und 2015 geheiratet. Ich bin hier in Deutschland geboren und aufgewachsen, war aber dann für ein paar Jahre in Portugal. Für die Ausbildung bin ich nach Deutschland mit Jerson vor fünf Jahren zurückgekehrt.

Den Stamm in Hamburg habt Ihr neu gegründet?

Helena: Ja, in unserer internationalen Gemeinde der Adventisten in Rahlstedt gab es noch keine Pfadfinder. Aber viele Kinder in der Gemeinde, die gerne Pfadfinder sein wollten. Die Alterspanne im Stamm reicht jetzt von sechs bis 20 Jahre. Zur Zeit haben wir mehr Mädels.

Das ist eine weite Altersspanne. Macht Ihr mit dieser Gruppe gemeinsame Aktionen?

Helena: Nein, wir trennen. Wir fangen zwar immer gemeinsam an. Die Sechs- bis Zwölfjährigen und die Älteren bilden danach aber jeweils eine eigene Gruppe. Für diese Gruppen machen wir je nach Interessen unterschiedliche Programme.

Trefft Ihr Euch im Anschluss an den Gottesdienst in Eurer Gemeinde?

Helena: Nein. Unsere Treffen sind unabhängig von Gottesdienst. Wir treffen uns alle zwei Wochen am Samstag immer um 15 Uhr.

Jerson: Die Unabhängigkeit vom Gottesdienst der Gemeinde ist uns wichtig. Man braucht nicht Adventist zu sein, um bei uns mit zu machen. Wir haben in unserer Gruppe einige junge Leute, die nicht Adventisten sind.

Macht Ihr auch Ferienfahrten?

Helena: Noch nicht, aber wir planen das aktuell. Über Himmelfahrt waren wir aber schon mit unserer Gruppe auf dem großen CPA-Lager am Ratzeburger See, wo sich der gesamte norddeutsche Verband mit über 500 Leuten getroffen hat. Das war für unsere Leute neu und sehr aufregend.

Zeltet Ihr traditionell in Schwarz?

Helena: Nein, Kohten und Jurten haben wir noch nicht in unserem Stamm. Wir nutzen ganz normale Zelte. Da sind wir ganz unkonventionell. Hauptsache wir bleiben trocken.

Ihr macht aber auch ganz traditionelle Pfadi-Aktionen?

Helena: Klar, wir machen Fahrten am Wochenende.

Jerson: Wir wandern dann ganz klassisch mit Rucksack in der Umgebung von Hamburg. Zudem machen wir häufig ein Orientierungsspiel. Zum Beispiel nachts lernen wir, wie man sich mithilfe der Sterne orientieren kann. Aber wir stellen auch ganz andere Projekte auf die Beine. Im Frühjahr haben wir ein Sozialprojekt gestartet. Wir sammelten Essen aus Supermärkten, um dieses an die Hamburger Tafel weiterzugeben. Wir wollten unsere Jugendlichen dafür sensibilisieren, dass es in Hamburg auch Armut gibt, und dass es wichtig ist, sich sozial zu engagieren.

Welche Bedeutung hat der adventistische Glaube in Eurer Pfadi-Arbeit?

Jerson: Der Glaube steht nicht im Vordergrund. Aber dadurch, dass wir eine Gemeinschaft bilden, vermitteln wir christliche Werte. Im Vordergrund steht das klassische Pfadfinderleben. So haben viele unserer Leistungsabzeichen nichts mit dem Glauben zu tun. Beispielsweise das Drachen-Abzeichen: Dieses erhält ein Pfadfinder, wenn er es schafft, einen flugfähigen Drachen aus Naturmaterialien zu bauen.

(Das Interview führte Jürgen Garbers, LJR Hamburg)