Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 1-2018, Rubrik Vielfältige Jugendarbeit

Revolution, Aufstand, Protest – Demokratie in Hamburg 1918:2018

Der digitale Geschichtswettbewerb Hamburg Memory geht in die nächste Runde

Von Nele Maya Fahnenbruck und Marlena Hamann, Jugendarbeitskreis im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge

Der multimediale Geschichtswettbewerb Hamburg Memory ist ein partizipatives Erinnerungsprojekt und findet in diesem Jahr zum dritten Mal statt. Alle Hamburger Jugendliche und junge Erwachsene bis 27 Jahren sind dazu aufgerufen, sich mit der Stadtgeschichte kreativ auseinanderzusetzen und diese mit gegenwärtigen Entwicklungen und ihrer eigenen Biographie in Beziehung zu setzen.

Die Ideen, Gedanken und Ergebnisse, die sich bei und aus der Spurensuche in der Stadt ergeben, können von den Jugendlichen in einem kurzen, kreativen Beitrag – alleine oder in der Gruppe – unter Einsatz digitaler Medien dokumentiert und bis zum Wettbewerbsende, dem 15. November 2018, auf der Webseite von Hamburg Memory hochgeladen werden. Die möglichen Formate sind Film (Dokumentationen, Inszenierungen), Bild (Fotos, Fotoserien, Zeichnungen oder  Comics) und Sound (Hörstücke, Musik, Lesungen oder Interviews).

Anders als in den letzten beiden Durchgängen von Hamburg Memory widmet sich das Projekt in diesem Jahr dem Motto »Revolution, Aufstand, Protest – Demokratie in Hamburg 1918:2018«. Anlässe sind das Ende des Ersten Weltkrieges vor hundert Jahren und die Novemberrevolution 1918/19 in Deutschland, zu der am 25. April eine Sonderausstellung im Museum für Hamburgische Geschichte eröffnet wird. Die historische Verbindung zur Novemberrevolution und die Ausstellung bilden damit den Ausgangspunkt von Hamburg Memory. Hier können sich die Teilnehmenden über die historischen Ereignisse in Hamburg informieren und sich dann in ihrem Stadtteil, der näheren Umgebung oder im familiären Umfeld auf Spurensuche begeben.
Mögliche Anknüpfungspunkte für die Recherche und kreative Auseinandersetzung sind Orte (z.B. Gebäude, Plätze, Institutionen, Straßennamen etc.), Denkmäler (Gedenksteine, Mahnmale oder andere Erinnerungsmonumente) oder Erzählungen (Familienerzählungen, Migrationsgeschichten, interkulturelle Feiertage mit historischen Bezügen).

Die Jugendlichen gehen selbstgewählten, konkreten Fragestellungen nach und bringen ihre Wahrnehmungen und Erkenntnisse in unterschiedlichen Medien zum Ausdruck – ob als Video- oder Audiobeitrag, als Rap oder Fotocollage. Übergreifende Lernziele sind zum einen die digitale und mediale Bildung. Zum anderen soll das Verständnis für die politische Entwicklung vom Kaiserreich zur Demokratie bei Jugendlichen geschärft werden. Weiterführend wird auf aktuelle politische Geschehnisse sowie auf die Prozesse des Aushandelns der Visionen, wie Gesellschaft zukünftig gestaltet werden kann, Bezug genommen.

Die Jugendlichen sollen sich frei fühlen – innerhalb der Rahmenthemen Revolution, Protest und Demokratie – der hamburgischen und ihrer eigenen Geschichte nach ihren persönlichen Interessen auf den Grund zu gehen und dabei auch gegenwärtige und persönliche Auseinandersetzungen um die Themen zu beleuchten.

Zur Wettbewerbs-Vorbereitung bieten wir, wie auch schon in den letzten beiden Jahren, einen Hamburg Memory-Tag sowie eine Ferienwoche an. Am Hamburg Memory Tag finden medientechnische Workshops mit versierten Medienpädagogen/innen sowie Kunstschaffenden statt, die den Jugendlichen ihr Knowhow und ihr Equipment näher bringen. In der Ferienwoche stehen neben der medientechnischen Gestaltung und Umsetzung besonders die Themenfindung und Ideenentwicklung im Vordergrund. Ziel ist es, dass am Ende ein fertiger Wettbewerbsbeitrag entsteht. Ein umfassendes Begleitprogramm mit weiteren spannenden Workshops und Aktionen befindet sich in Planung.

Hamburg Memory möchte als niedrigschwelliges und partizipatives Erinnerungsprojekt allen Jugendlichen – ob mit oder ohne Fluchterfahrung, mit oder ohne Migrationsgeschichte, mit oder ohne Einschränkungen… – offenstehen, eine Teilhabe an der Erforschung von Geschichte und Erinnerung ermöglichen und die Teilnehmenden dazu anregen, ihre Geschichte(n) und Perspektive(n) selbstbestimmt zu erzählen und zu teilen.

Eine fachkundige Jury wählt am Ende die gelungensten Beiträge in den verschiedenen Kategorien aus und zeichnet die Teilnehmenden feierlich in einer öffentlichen Preisverleihung am 19. Januar 2019 im Museum für Hamburgische Geschichte aus.

Ein Blick in die Geschichte von Hamburg Memory
Im August 2014 trafen sich motivierte Menschen vom Volksbund Hamburg und dem Projekt Geschichtomat am Institut für die Geschichte der deutschen Juden, um sich darüber auszutauschen, was Erinnern heute für Jugendliche heißt und ob und wenn ja, wie sie sich erinnern. Damit stießen sie einen Prozess an, und die Idee von Hamburg Memory war geboren. Es folgten Runde Tische mit Fachkräften der Jugendverbandsarbeit und der Gedenkstättenpädagogik sowie Austausche mit Kollegen/innen sowie Lehrkräften. Gelder wurden akquiriert und an Konzepten gefeilt. Die Grundidee von Hamburg Memory bestand darin, ein möglichst niederschwelliges, kreatives und mediales Angebot für Jugendliche zu entwickeln, das ihnen einen individuellen Zugang zu Erinnerung ermöglicht und sie dazu anregt, Nachforschungen im eigenen Stadtteil, aber auch in der persönlichen (Familien-)Geschichte zu betreiben. Thematische Eingrenzungen wurden nicht vorgenommen. Ziel war und ist das Erzählen von Geschichte(n) fernab vom nationalhistorischen, erinnerungskulturellen Mainstream zu befördern und auch und besonders benachteiligte Jugendliche anzusprechen und damit marginalisierten oder verdeckten Sichtweisen und Perspektiven Gehör zu verschaffen.

2016 fand Hamburg Memory zum ersten Mal statt. Damals beteiligten sich einige hundert Jugendliche an dem Projekt; 41 von ihnen luden insgesamt 24 Beiträge als Einzel- oder Gruppenarbeit auf der Homepage www.hamburg-memory.de hoch und nahmen damit an dem Wettbewerb teil. Auch 2017 waren Interesse und Teilnahme wieder groß, und 26 Jugendliche veröffentlichten ihre Beiträge auf der Projekt-Website. Im letzten Jahr fand zudem erstmals eine Projektwoche mit einer internationalen Vorbereitungsklasse (IVK) in Kooperation mit dem Verein verikom statt. Auch die Beteiligung am Hamburg Memory-Tag 2017 und an der Ferienwoche, die in der Zentralbibliothek am Hühnerposten in Kooperation mit den Hamburger Bücherhallen und dem Verein für medienpädagogische Praxis Hamburg e.V. stattfand, war hoch. Die Gewinner/innen des Wettbewerbs sowie alle Teilnehmenden erhielten bei einer feierlichen Preisverleihung Urkunden und Sachpreise. Der Film-Gewinnerbeitrag »Die Geschichte von Walter Jungleib« von Stela Vitalosova und Merle Lutz wurde Anfang dieses Jahres sogar mit dem BERTINI-Preis ausgezeichnet.

Aus der guten und konstruktiven Zusammenarbeit der letzten Jahre entwickelten sich langfristige Kooperationen u.a. mit dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung, der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, der Joachim-Herz-Stiftung, dem jaf – Verein für medienpädagogische Praxis Hamburg e.V., dem Verbund für interkulturelle Kommunikation und Bildung e.V. (verikom), dem Museum für Hamburgische Geschichte sowie mit der Zentralbibliothek der Bücherhallen Hamburg.

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Fakten zum neuen Projekt-Start
Wettbewerbsbeginn: 15. April 2018
Eröffnung der Ausstellung: 25. April 2018
Hamburg Memory-Tag: 28. Juni 2018
Fortbildungen für Lehrkräfte: 31. Mai 2018 und 28. August 2018
Ferienwoche: 8. – 12. Oktober 2018
Wettbewerbsende: 15. November 2018
Auszeichnung der Preisträger/innen: 19. Januar 2019
Alle Angebote finden im Museum für Hamburgische Geschichte statt.

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Hamburg Memory hat eine neue Ansprechpartnerin
Du arbeitest mit Jugendlichen oder bist selbst jugendlich und hast Lust bei Hamburg Memory mitzumachen? Dann melde Dich bei Marlena Hamann, der neuen Ansprechpartnerin für alle Interessierten am Projekt: info@hamburg-memory.de | T. (040) 259091
Weitere Infos sowie alle Beiträge finden sich auf unserer Projektseite unter: www.hamburg-memory.de

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Der Initiator
Der Jugendarbeitskreis Hamburg (JAK) im Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist der Initiator des Projekts. Der JAK setzt als Akteur in der Jugendverbandsarbeit gezielt historische Bildungsprojekte in Hamburg um und ist in der erinnerungskulturellen Bildungsarbeit sehr engagiert. Interessierte sind auf den monatlichen Treffen immer herzlich willkommen.
Ansprechpartnerin: Dr. Nele Maya Fahnenbruck | nele.fahnenbruck@volksbund.de | T. (040) 259091