Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 3-2016, Rubrik Titelthema

Eine School-Life-Balance? Worum geht’s?

Zum Beschluss der LJR-Vollversammlung vom 12. September 2016

Eine ausgeglichene Work-Life-Balance ist den meisten Beschäftigten wichtig. Die Arbeit soll das Leben jenseits des Berufs nicht erdrücken. Sollte das für Schüler/innen im übertragenen Sinn nicht ebenso gelten? Ist deren School-Life-Balance neu zu justieren? G8, Nachmittagsunterricht und verbindliche Ganztagsangebote bis 16 Uhr führen zu einer Freizeitverknappung für Schüler/innen. Auch das ehrenamtliche Engagement junger Menschen leidet darunter.
Der Landesjugendring Hamburg hat sich dieser Problematik in einer ausführlichen Stellungnahme (s. hier) angenommen und fordert darin, mehr Freiräume für Selbstbestimmung und freiwilliges Engagement von Schüler/innen in den Schulalltag zu integrieren.
Wichtige Forderungen für eine gelingende School-Life- Balance lauten u.a.
• Eine maximale Wochenstundenzeit von 32 Zeitstunden für alle Schülerinnen und Schüler an allen Hamburger Schulen, die alle Hausaufgaben-, Nachhilfe- und Lernzeiten beinhaltet.
• Einen für alle Hamburger Schulen und Schulformen verbindlichen freien Nachmittag (bei optionaler Betreuung von Schülerinnen und Schüler in Ganztagsschulen).
• Die Möglichkeit, sich bis zu 12 Tage im Schuljahr für das freiwillige Engagement im Jugendverband vom Unterricht freistellen zu lassen.
• Die Anerkennung kontinuierlichen, freiwilligen Engagements in einem Hamburger Jugendverband als besondere Lernleistung.
Warum? Martin Helfrich (LJR-Vorsitzender) erläutert  dazu: »Junge Menschen brauchen Freiräume, um sich selbst auszuprobieren und gemeinsam ihre Interessen und Ideen jenseits der Schule zu verwirklichen. Jugendverbände sind Orte dafür. Das freiwillige Engagement junger Menschen ist die Basis für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Hamburger Jugendverbänden. Ohne die vielseitig und freiwillig Engagierten wäre ein Großteil der Angebote nicht durchführbar. Engagement muss daher behördenübergreifend gefördert und gestärkt werden!«
Die zivilgesellschaftliche Dimension beschreibt Laura Vanselow (LJR-Vorsitzende) »Jugendverbände sind wichtige Werkstätten zivilgesellschaftlichen Engagements. Junge Menschen gestalten dort gemeinsam und selbstorganisiert Angebote für sich und andere. Sie übernehmen Verantwortung, vertreten ihre Interessen und realisieren Projekte und Angebote. Jugendverbände legen darüber auch das Fundament für ein späteres, freiwilliges Engagement ihrer Mitglieder. Mehrere Studien haben ergeben, dass sich Menschen, die bereits in ihrer Jugend freiwillig engagiert waren, sich im Verlauf ihres Lebens häufig weiter zivilgesellschaftlich engagieren. Insofern müssen Jugendverbände auch als Grundstein zukünftigen, freiwilligen Engagements in der Zivilgesellschaft verstanden werden. Jugendverbände sind Orte non-formalen Lernens, an denen sich Kinder und Jugendliche Wissen, Werte, Selbst- und Sozialkompetenz aneignen und Partizipation und Demokratieprozesse kennen- und erlernen. Das alles sind elementare Fähigkeiten, die Schule kaum vermitteln kann. Daher ist es so wichtig, dass die wichtigste Ressource der Jugendverbände – die freie Zeit ihrer Aktiven – für ein freiwilliges Engagement erhalten und ausgebaut wird.«