Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 2-2016, Rubrik Vielfältige Jugendarbeit

Komm mit uns in die Welt der Fantasie

Juleica-Ausbildung praktisch: Junge Menschen machen eine Ferienfreizeit mit geflüchteten Kindern

Von Christina Dietrich, Freiwilligendienste Hamburg / Elsa Brändström Haus im DRK, und Lisa Marie Kohrs, Jugendrotkreuz Hamburg

Seit mittlerweile fast vier Jahren gibt es eine Kooperation zur Ausbildung von Jugendleiter/innen zwischen dem Jugendrotkreuz und den Freiwilligendiensten Hamburg/Elsa Brändström Haus im DRK. Parallel durchlaufen hierbei die Teilnehmenden beider Träger ihre theoretische Ausbildung an Seminarwochenenden bzw. innerhalb der Seminartage im Freiwilligen Sozialen Jahr und kommen durch ein gemeinsames Praxisprojekt miteinander in Kontakt. Durch regelmäßige Treffen in der Ausbildungsphase wachsen so beide Gruppen zu einer Teamer/innen-Gruppe für das Praxisprojekt zusammen.

Dieses fand nun zum zweiten Mal in Form einer Kinderfreizeit statt, die von den angehenden Jugendleitern/innen gemeinsam geplant und durchgeführt wurde. Unter dem Motto »Komm mit uns in die Welt der Fantasie« nahmen 62 Kinder an der dreitägigen Freizeit im Waldheim am Brahmsee teil. Ein besonderes Anliegen der Teamer/innen war es, auch geflüchteten Kindern die Teilnahme an der Freizeit zu ermöglichen. In Zusammenarbeit mit den pädagogischen Mitarbeiterinnen der Zentralen Erstaufnahmen des DRK Landesverbandes Hamburg konnte die Teilnahme von zwölf Kindern aus verschiedenen Nationen schließlich ermöglicht werden. Die pädagogischen Mitarbeiterinnen führten vor Ort Gespräche mit den Eltern und leisteten so viel Beziehungs- und Vertrauensarbeit vorab. Sie stellten die Anträge zur Aufhebung der Residenzpflicht, füllten gemeinsam mit Dolmetschern Elternfragebögen aus, organisierten die benötigte Kleidung ggf. aus den Kleiderkammern, halfen beim Packen und begleiteten die Familien zur Abfahrt am ZOB. Die Teilnahmebeiträge konnten, sofern die Familien bereits Anspruch darauf hatten, über das Bildungs- und Teilhabepaket finanziert werden.

Einleben. Die Unterbringung im Waldheim fand in Hütten mit jeweils fünf bis acht Kindern und zwei bis drei Teamer/innen statt – eine optimale Voraussetzung für die Teamer/innen, um ihre Gruppen im Blick zu haben und dafür zu sorgen, dass die Kinder schnell miteinander in Kontakt kamen und sich einleben konnten. Hierzu trug auch die Verteilung der geflüchteten Kinder auf unterschiedliche Kindergruppen in den Hütten bei. So konnten die Kinder schnell mit den anderen Bewohnern/innen ihrer Hüttengruppe Freundschaften schließen. Die Verständigung erfolgte auf Deutsch, Englisch oder mit Händen und Füßen – je nachdem, wie lange die Kinder schon Deutsch lernten.

Austausch. Spiele, Ansagen und Regeln wurden selbstverständlich für die Kinder innerhalb der Kleingruppen wiederholt oder in einfacherer Sprache erklärt und viele Kinder machten es sich ohne Aufforderung zur Aufgabe, die geflüchteten Kinder während der Freizeit mit einzubeziehen. So mussten auch die Teamer/innen lediglich im Hintergrund unterstützen. An der einen oder anderen Stelle entwickelten sich sogar kleine Sprachlern-Gruppen unter den Kindern. Diese hatten großes Interesse daran, einfache Sätze in den unterschiedlichen Sprachen der geflüchteten Kinder zu lernen. So kamen die Kinder auch über ihre Geschichten in den Austausch.

Die geflüchteten Kinder hatten wie alle anderen sichtlich Spaß am vielfältigen Programm mit Spielen, Sport, Tanzen, Basteln und Toben im Wald und genossen die Aufmerksamkeit von den Teamern/innen und die Auszeit von der Zentralen Erstaufnahme. Einige der Kinder brachten auch schon Erfahrungen von Ferienfreizeiten aus ihren Heimatländern mit und erzählten begeistert davon.

Perspektiven. In der anschließenden Auswertung mit den Teamern/innen fiel das Fazit einstimmig aus: Für alle war es eine wertvolle und positive Erfahrung und eventuelle Sorgen darüber, wie die Betreuung und Integration der geflüchteten Kinder während der Freizeit gelingen kann, waren im Nachhinein unbegründet. Nur wenige Teamer/innen hatten zuvor Kontakt zu Geflüchteten oder haben mit ihnen im Rahmen des FSJ oder des Ehrenamtes gearbeitet. Alle waren sich einig, dass man dieses Angebot auch für die Teilnahme an JRK-Gruppen, weitere Freizeiten und Veranstaltungen aufrechterhalten sollte.
Auch wenn es keine Probleme während der Freizeit gab, war ein wichtiges Ergebnis der Auswertung, dass weitere Seminare und Fortbildungen für Jugendleiter/innen zu diesem Thema wichtig und gewünscht sind und dass diese Inhalte am besten auch in die Juleica-Ausbildung mit aufgenommen werden sollten.
Wir werden auf jeden Fall dran bleiben und mit dem nächsten Jahrgang weiter daran arbeiten.