Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 1-2016, Rubrik Vielfältige Jugendarbeit

Blick nach Bergedorf: Zur Praxis des bezirklichen Partizipationsgebotes

Von Regine Schilde, Integrierte Sozialplanung, Fachamt Sozialraummanagement im Bezirksamt Bergedorf (Für die bezirkliche AG zur Umsetzung des § 33 BezVG – Partizipation von Kindern und Jugendlichen in Bergedorf)

In der letzten punktum-Ausgabe war die Partizipation junger Menschen in den Hamburger Bezirken Titelthema und zeigte im Überblick Perspektiven und Problemfelder auf. Doch wie sieht die Praxis vor Ort aus? Dazu ein exemplarischer Blick nach Bergedorf.

Vorgeschichte und Startschuss. Im Bezirk Bergedorf gibt es seit mehreren Jahren verschiedene Beteiligungsformate für junge Menschen, sowohl in Form von Kinderkonferenzen als auch bei Planungen und Umsetzungen von Kinderspielplätzen oder Skateanlagen. Gleichwohl wurden in einem Workshop im Jahr 2013 gemeinsam mit Bezirkspolitik, Bezirksverwaltung, Jugendhilfe, Jugendlichen aus Jugendhilfeeinrichtungen, dem Kreisschülerrat und Vertreter/innen verschiedener Schulen Bergedorfs die Möglichkeiten einer verbindlichen und regelhaften Umsetzung des § 33 Bezirksverwaltungsgesetzes diskutiert : »Das Bezirksamt muss bei Planungen und Vorhaben, die die Interessen von Kindern und Jugendlichen berühren, diese in angemessener Weise beteiligen.« Im Anschluss an diesen Workshop und mit Beschluss der Bezirksversammlung konstituierte sich die bezirkliche Arbeitsgruppe Partizipation mit dem Ziel, verbindliche Rahmenbedingungen und Verfahren zu entwickeln, die die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an bezirklichen Planungen gewährleisten können. In dieser Arbeitsgruppe sind regelhaft aktiv die Vertreter/innen der Bergedorfer Bezirkspolitik aus SPD (Jugendhilfeausschussvorsitzende), CDU, Die Grünen, Die Linke und ein jugendpolitischer Ansprechpartner aus Jugend im Parlament, aus der Jugendhilfe Vertreter/innen der offenen Kinder und Jugendarbeit oder Vertreter/innen aus der Verwaltung, insbesondere Stadtplanung, Öffentlicher Raum, Sport und Integrierte Sozialplanung. Kooperationspartner dieser Arbeitsgruppe sowie für die derzeitigen Beteiligungsvorhaben sind vor allem Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit, Einrichtungen der Kindertagesbetreuung sowie Bergedorfer Schulen. Verankerungen. Zu den Rahmenbedingen und Verfahren gehören inzwischen :
•    Die Vereinbarung zur Umsetzung des § 33 BezVG, welche vom Vorsitzenden der Bezirksversammlung Bergedorf und dem Bezirksamtsleiter Bergedorf unterzeichnet wurde und die mit einem gemeinsamen Bekenntnis beginnt : »Die Umsetzung des § 33 BezVG ist ein gemeinsamer Prozess aller im Bezirksamt verantwortlichen Akteure in Verwaltung und Politik.«
•    Das Engagement der Bergedorfer Bezirksversammlung (BV) sowie des Bergedorfer Jugendhilfeausschusses unterstützt den Prozess der Umsetzung des § 33 BezVG. Nachzulesen sind die hierzu getroffenen Beschlüsse der BV (Arbeitsgruppe, Haushaltsmittel, Jugend im Parlament) in den Drucksachen der Bezirksversammlung Bergedorf.
•    Die Handreichung zur Anwendung von Qualitätsstandards bei der Umsetzung von Partizipationsprojekten.

Das Bergedorfer Jugend im Parlament fand am 15. April 2014 im Bergedorfer Rathaus statt. Gestaltet wurde der Tag von jugendpolitischen Sprechern/innen der SPD, CDU, Grünen und Linken aus der Bezirksversammlung Bergedorf. Dabei waren etwa 50 Jugendliche im Alter von 15 bis 20 Jahren. Nach der Begrüßung im Plenarsaal der Bezirksversammlung wählten die Jugendlichen ein Präsidium. Anschließend wurden die Jugend-Fachausschüsse : Stadtplanung, Verkehr und Soziales und Integration gebildet. Jeweils zwei der Jugendpolitiker begleiteten diese Fachausschüsse. Die Ergebnisse wurden und werden nun in den regulären Fachausschüssen der Bezirkspolitik beraten und entschieden. Geplant ist eine zweijährige Regelmäßigkeit dieser Veranstaltung, so findet in der zweiten Jahreshälfte 2016 erneut diese Veranstaltung statt. Offenes Forum. Im Jahr 2014 fand zudem ein Jugendworkshop im Haus der Jugend Lichtwarkhaus statt. In diesem Workshop wurden junge Menschen über verschiedene bezirkliche Beteiligungsprojekte im Jahr 2014 informiert und anschließend gebeten, ihre Vorstellungen von Beteiligung zu erörtern. Dabei ging es um das »Wie« der Beteiligung, also beispielsweise um den zeitlichen Rahmen, die Möglichkeiten der Mitsprache und Mitentscheidungen oder die Formen der Informationen und Einladungen. 70 Jugendliche im Alter von etwa 15 bis 19 Jahren nahmen am Workshop teil. Nach diesem Workshop gründete sich eine Website-Gruppe und stellte hier auch die Dokumentationen zu den verschiedenen Veranstaltungen und Workshops ein : http ://www.jugendbeteiligung-bergedorf.de/.
Zurzeit werden allerdings wieder neue Redakteure/innen gesucht. Stadtplanung : Bergedorf macht blau – Jugendbeteiligung Bergedorfer Hafen. Die Sicht der Jugendlichen auf die Potenziale des Serrahns – des Bergedorfer Hafens – sollte in das Zukunftsbild für dieses Gebiet einfließen. An zwei Nachmittagen entwickelten und diskutierten Schüler und Schülerinnen der Stadtteilschule Bergedorf ihre Nutzungs- und Gestaltungswünsche. Für die verschiedenen Schwerpunkträume wurden hier auch schon erste Ideen gesammelt, die bei der zweiten Session nach einer gemeinsamen Diskussion gestalterisch am Modell umgesetzt wurden. Möglichst alle Beiträge der Beteiligung an dem Stadtplanungsprozess, Jugendbeteiligung, Bürgeranhörungen, online-Abfragen, sollen in einem stimmigen Zukunftsbild vereint werden. Das ist die Grundidee von Serrahn 2030. Im Jahresbericht 2014 zur Partizipation von Kindern und Jugendlichen in Bergedorf finden sich verschiedene weitere Beteiligungsprojekte in Bergedorf. Es geht weiter. Auch im Jahr 2015 fand ein Jugendworkshop in den Räumen des Haus der Jugend Lichtwarkhaus zum Thema »Wo und wie ist Beteiligung in Bergedorf möglich?« statt. Den Workshop-Teilnehmer/innen wurden die Entwicklungen der Website zur Jugendbeteiligung sowie die Mitwirkungsmöglichkeiten eines gewählten Jugendvorstandes einer Bergedorfer Jugendeinrichtung vorgestellt. Zusätzlich präsentierte der Jugendbeirat aus Ahrensburg beispielhaft seine Arbeit. Der Kinder- und Jugendbeirat Ahrensburg ist ein gewähltes Gremium, welches regulär Mitsprache in der Ahrensburger Kommunalpolitik ausübt. In den vier Arbeitsgruppen wurden weitere Beteiligungsmöglichkeiten anhand konkreter Themen bzw. Anlässe gemeinsam erörtert. Themen waren: Wie soll Jugendarbeit in Bergedor-Kern aussehen und wo wäre der ideale Standort? Engagement Flüchtlinge – wie informiere ich mich, wie kann ich mitmachen? Planungsvorhaben neue Schule; neues Jugendangebot – Kirchwerder? Kulturelle Jugendangebote – wie, was & wo? Insgesamt nahmen 80 Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren an dem Workshop teil. Hierzu gibt es ebenfalls eine Dokumentation.
Der Jahresbericht 2015 ist zurzeit in Arbeit, wie auch Beteiligungsprojekte für das Jahr 2016.
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Alle Dokumentationen sind erhältlich über regine.schilde@remove-this.bergedorf.hamburg.de; Bezirksamt Bergedorf, T. : (040) 42891 2272