Heft 2-2005, Rubrik Vielfältige Jugendarbeit
WM macht Schule
Hamburger Sportjugend: »Fair Play for Fair Life«
»Wir sind jetzt eine WM Schule«. »Was seid Ihr?« – »Eine WM Schule.« »Und wofür steht WM?“ »Wir haben uns beworben, eine von 204 Schulen in Deutschland zu sein, die bis zur Fußball-Weltmeisterschaft nächsten Jahres die Botschafterrolle für ein FIFA-Land übernehmen. Und jetzt füllen wir das offizielle Motto Die Welt zu Gast bei Freunden mit Leben.« So oder so ähnlich hört es sich an, wenn über das Projekt der »WM Schulen – Fair Play for Fair Life« berichtet wird. Einem faszinierenden Projekt, das in Norddeutschland von der Hamburger Sportjugend koordiniert wird und bei dem es um weit mehr als Fußball geht.
Im November 2004 wurden unter der Schirmherrschaft von Bundestrainer Jürgen Klinsmann und der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul, in Berlin den 204 ausgelosten Schulen aus ganz Deutschland per Los ein FIFA-Land zugeteilt. Deutschland wird von der Grundschule »Pula Difate« aus einem Township außerhalb von Pretoria in Südafrika vertreten.
Partner global. Aus Hamburg sind neun Schulen dabei, die nun die Botschafterrolle für folgende Länder übernommen haben: Korea Nord (Katholische Bonifatiusschule), Ägypten (Ganztagsschule St.Pauli), Bahamas (Gelehrtenschule des Johanneum), Amerikanische Jungferninseln (Gesamtschule Alter Teichweg), Kanada (GS Heidberg), Afghanistan (GHR Winterhuder Weg), Pakistan (Gymnasium Buckhorn), Indien (Schule Fraenkelstraße), Macao (Heinrich-Hertz-Schule).
»Und was heißt es nun, Botschafter für ein Land zu sein?« Bis zur Fußball-Weltmeisterschaft ist die WM Schule Botschafter für ihr zugelostes Patenland und vertritt es in der Öffentlichkeit sowie auf dem Fußballplatz. Im Unterricht werden insbesondere die Themen »Fair Play« und »Fair Life« behandelt und sich mit der internationalen Entwicklungszusammenarbeit, weltweiter Verständigung, Gewalt und Rassismus auseinandergesetzt. Denn der Fair-Play-Gedanke ist nicht nur ein Motto für den Sport, sondern auch für das alltägliche Miteinander. Im Rahmen einer Projektwoche steht sogar richtig viel Zeit zur Verfügung, um mehr über das Land zu erfahren, als nur seine Hauptstadt herauszufinden oder auf welchem Kontinent es liegt. Die Projektpartner der streetfootballworld (www.streetfootballworld.org) wie die Stiftung Jugendfußball, Brot für die Welt, das Institut für Friedenspädagogik und die Bundesministerien für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützen die Aktivitäten inhaltlich und organisatorisch.
Außenwirkung. Klar werden die Ergebnisse der Arbeit auch nach außen getragen und dafür veranstalten die Schulen ihren »Fair–Life–Tag«. Hier präsentieren sie in Form von zahlreichen Aktionen, Plakaten, Vorträgen, Theater- oder Musikaufführungen ihren Mitschülern, Eltern und anderen Besuchern, was im Rahmen von Unterricht und Projektarbeit über »ihr« Land und das Thema »Fair Play« erarbeitet wurde. Sogar richtig wichtige Leute kommen zu den »Fair–Life –Tagen«. An der Schule Fraenkelstraße war beispielsweise der indische Botschafter zu Gast, der extra aus Berlin angereist war und alle Schüler in seine Botschaft nach Berlin eingeladen hat. Für das Fußballturnier am Gymnasium Buckhorn werden die Fußballlegende »uns« Uwe Seeler und die Hamburger Bildungs- und Sportsenatorin Frau Dinges-Dierig erwartet.
Auf der Website www.wmschulen.de präsentiert sich das Gesamtprojekt. Es gibt neben ausführlichen Informationen und Hilfestellungen zur Umsetzung des Projektes auch die Möglichkeit, die eigene Projektarbeit zu präsentieren. Darüber hinaus berichten zahlreiche schuleigene Internetseiten wöchentlich, wenn nicht täglich, von neuen Ereignissen rund um das Projekt. Kontakte werden geknüpft zu Botschaften, Landsleuten, die hier Fußball spielen, sowie zu Schulen und Fußballorganisationen im Patenland.
WM des Straßenfußballs. Neben all der Theorie wird der Fußball natürlich ganz groß geschrieben. Die Schulen organisieren ein eigenes Fußball-Turnier an ihrer Schule, zu dem auch benachbarte Schulen oder andere WM Schulen eingeladen werden. Gespielt wird nach der Methodik »Straßenfußball für Toleranz«: vier gegen vier mit gemischten Teams (mindestens zwei Mädchen), ohne Schiedsrichter und was am Ende zählt, sind die Toleranzpunkte. Die Jungs-Tore zählen erst dann, wenn ein Mädchen auch mindestens ein Tor geschossen hat. Innerhalb des Turniers haben die Lehrer die Möglichkeit, die zukünftigen Nationalspieler zu finden. Sechs sind es pro Schule und sie kommen aus den fünften und sechsten Klassen.
Sind die Nationalmannschaften erstmal gefunden – leider kann auch hier nicht jeder Nationalspieler sein und sicherlich wird die eine oder andere Träne fließen – geht es im September/Oktober zum kontinentalen Vergleich. Hier werden die besten Mannschaften der Patenländer ermittelt. Dafür treffen sich alle Schulen mit einem Patenland aus Asien zum Asia Cup in Halle an der Saale (Sachsen-Anhalt), die afrikanischen Schulen reisen zum African Cup of Nations nach Wittenberge (Brandenburg) und beim Copa Amerika treffen sich alle Schulen mit einem amerikanischen Land in Ostfildern in Baden-Württemberg. Bestenfalls kann man sich hier für das große WM-Schulfinale in Potsdam 2006 qualifizieren. 32 Schulen werden dort spielerisch am Ball sein, aber das Abschlußfestival werden alle in der Mentalität »ihres« Landes mit viel Farbe, Leben und Aktion zu einem unvergeßlichen Erlebnis machen.
Hamburg sucht den Europameister. Alle Schulen mit einem europäischen Land treffen sich am ersten Oktoberwochenende (30.9. bis 3.10.05) hier in Hamburg und spielen den Europameister aus. 52 WM Schulen werden zu diesem Event anreisen, das Bestandteil des offiziellen Rahmenprogramms der Stadt Hamburg zur WM 2006 ist, und die Hansestadt mit zusätzlichem internationalem Flair füllen. Gespielt wird auf mehreren Soccer-Courts im »Herzen der Stadt«, so wie es früher war und in vielen Ländern noch ist - auf der Straße, in ganz ehrlicher Form. Ein buntes Rahmenprogramm mit Bühne und vielen Informationen zum Projekt lädt zum Verweilen ein und ermöglicht über das Treffen von außergewöhnlichen Personen hinaus auch den Raum für spannende Gespräche und den Austausch auf verschiedensten Ebenen. Hamburg als Tor zur Welt wird damit sicherlich den kleinen und großen Besuchern unvergeßliche Eindrücke bereiten, die helfen werden, die Aktiven nachhaltig zu begeistern und sie langfristig an den Sport zu binden.
Viele der WM Schulen werden die Kontinentalmeisterschaften als Klassenreise nutzen und mit zahlreicher Unterstützung und Fans anreisen. Die Spieler und Betreuer werden in Hamburg in der Jugendherberge Hamburg »Horner Rennbahn«, in der Bildungsstätte YES des Vereins »Voll in Bewegung e.V.« in Rahlstedt sowie dem Hamburger Jugendpark e.V. untergebracht sein; mitgereisten Fans stehen Schulturnhallen der Hamburger WM Schulen zur Übernachtung zur Verfügung.
Keine leichten Gegner! Im Rahmen der Eröffnungsfeier wird am 30. September auch die Auslosung der Vorrundenbegegnungen erfolgen. Der im normalen Leben häufig als »Fußballzwerg« bezeichnete Staat San Marino, gegen den immer ein Pflichtsieg gefordert wird, ist im Rahmen der WM Schulen mit Sicherheit kein Außenseiter-Tipp; auch das Sportgymnasium Neubrandenburg sollte keiner unterschätzen. Emotionen werden an diesem Wochenende gelebt und im Rahmen der Abschlußfeier mit Siegerehrung werden alle Beteiligten ein zweites Mal zusammenkommen und im festlichen Rahmen für dieses Mal aus Hamburg verabschiedet.
Eine bunte, sowohl spielerisch als auch inhaltsreich spannende Zeit erwartet die WM Schulen. Die Hamburger Sportjugend freut sich als Ausrichter schon heute auf das Leben von Begegnung und Begeisterung sowie tollen Sport im Rahmen der Europameisterschaft.
Links: www.wmschulen.de |
www.streetfootballworld.org www.hamburger-sportjugend.de