Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 2-2005, Rubrik HausTicker

HausTicker

Go east. Hamburg ist das Sitzland des Nationalen Koordinierungsbüros für den deutsch-russischen Jugendaustausch geworden, das im Herbst seine Arbeit aufnehmen wird. Der Landesjugendring begrüßt diese Entscheidung ausdrücklich, da wir auf eine lange Tradition des Jugendaustausches mit Rußland zurückblicken können.

Kleine Rückblende: Die Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Leningrad – dem heutigen St. Petersburg – war gerade drei Jahre alt, als der Hamburger Jugendring (der Vorläufer vom heutigen LJR) 1960 das Novum wagte, einen Jugendaustausch zwischen diesen beiden Städten zu etablieren.
Dieser Jugendaustausch mit der Sowjetunion wurde keineswegs nur positiv aufgenommen. Die Politiker beider Länder lagen damals in den Gräben des kalten Krieges, und so löste der begonnene Jugendaustausch mit dem »Reich des Bösen« vielfache Irritationen aus. Selbst den Hamburger Jugendring führte das Wagnis an den Rand der eigenen Spaltung. Gegen die öffentliche Meinung war der Hamburger Jugendring jedoch »die Gruppe, die der als richtig erkannten Entscheidung treu blieb und im Interesse der als notwendig betrachteten Verbesserungen zu den osteuropäischen Völkern das tat, was aus politischen Gründen damals als verpönt galt«, wie es der ehemalige Vorsitzende Heinz-Georg Binder ausdrückte. Das sahen nicht alle Mitgliedsverbände des Hamburger Jugendringes so – der Bund der Deutschen Katholischen Jugend erklärte zwischenzeitlich seinen Austritt.

Die Hamburger Senatspolitik unterstützte jedoch die Politik des Jugendringes. Die Senatorin Irma Keilhack machte sich 1966 auf der Festveranstaltung zum zwanzigjährigen Jubiläum des Hamburger Jugendringes zwar keine Sorgen um die »bestehenden Kontakte in die Ostblockländer und nach Sowjetrußland«, aber wies darauf hin, daß Kontakte des Jugendringes zur ostdeutschen FDJ nicht dazu führen dürfen, »daß es dem Ulbricht-Regime und seinen Hilfsorganisationen (...) möglich wird, in der europäischen und Weltpolitik (...) gesellschaftsfähig und mit politischen Kniffen zum Sprecher der 17 Millionen Deutschen jenseits des Stacheldrahtes zu werden.«

Neben den gemeinsamen Fahrten nach Bergen-Belsen, in deren Tradition sich später der Arbeitskreis Alternative Stadtrundfahrten des Landesjugendringes entwickeln sollte, waren die Kontakte nach Leningrad zwei Beispiele für Aktivitäten, die der Jugendring aufgrund der Verantwortung der Jugendverbände für Staat und Gesellschaft leistete.
Selbst die Auflösung des Hamburger Jugendringes Anfang der 1970er Jahre konnte den Kontakten und regelmäßigen Jugendaustauschen mit Leningrad nichts anhaben. Das Provisorium »Koordinierungskonferenz Hamburger Jugendverbände« führte den Jugendaustausch weiter, bis ihn der neugegründete Landesjugendring Mitte der 70er Jahre wieder übernehmen konnte. Mit dem Untergang der Sowjetunion Anfang der neunziger Jahre wurde dann leider auch das Ende des regelmäßigen überverbandlichen Jugendaustausches eingeleitet. Einerseits brachen die Partner-Strukturen in Leningrad/St. Petersburg auseinander, und andererseits ebbte das Interesse in den Jugendverbänden am deutsch-sowjetischen bzw. deutsch-russischen Jugendaustausch deutlich ab. Vielleicht hatte Rußland nach dem Zusammenbruch des Ostblockes zunächst an Faszination verloren. Gleichwohl bestehen noch Kontakte zwischen Jugendringen Hamburgs und St. Petersburgs. Der Jugendaustausch ist zudem anderweitig lebendig geblieben – exemplarisch sei nur der CVJM genannt, der auf diesem Gebiet seit vierzig Jahren erfolgreich arbeitet.

Zdenko geht. Er fand, die Zeit wäre verdammt schnell rumgegangen. Wir auch. Und haben ihm sogar freundlich zugesprochen, er möge doch verlängern. Aber ein Zivi geht, wenn seine Zeit abgelaufen ist. Zumal Zdenko Burger – in den letzten neun Monaten Zivildienstleistender bei LJR – eine Ausbildung vorhat, auf die er sich freut. Er will Screendesigner werden und beginnt im August seine Ausbildung an einer Hamburger Schule. Vorstand und Mitarbeiter des Landesjugendringes wünschen ihm dazu alles Gute – und hoffen, daß sich unsere Wege in Zukunft mal wieder kreuzen werden. (mb)