Heft 4-2007, Rubrik Nachrichten

Give me Five!

Erfolgreiche respekt*-Veranstaltung

Im November fand nun schon zum fünften Mal das große antirassistische Aktionswochenende »respekt* – gegen alltägliche gleichgültigkeit« statt. Erneut positionierten sich die AGfJ und der PBN als Veranstalter/innen deutlich gegen alle ausgrenzenden und diskriminierenden Tendenzen in unserer Gesellschaft. »respekt* 5« bot an zwei Tagen im Stadtteilzentrum Kölibri in St. Pauli, wieder einen offenen Rahmen für alle Interessierten, die sich mit den Themen Rassismus, Antisemitismus, Rechtsextremismus und NS-Zeit auseinander setzen wollten.

In den Workshops am Samstag diskutierten über 90 Teilnehmende in verschiedenen Workshops zu Themen wie: »NPD-Verbot – Ja oder nein?«, »Wie kann ich in meinem Verband oder in meinem persönlichen Umfeld gegen Rechts aktiv werden?«, die Gefahr rechtsextremer Musik (»RechtsRock«) und Antisemitismus.

Die Workshops luden ebenso zur Diskussion ein wie das Gespräch mit Ludwig Baumann am Samstagabend. Ludwig Baumann desertierte als 17jähriger, da er nicht an dem verbrecherischen Krieg der Wehrmacht teilnehmen wollte. Nachdem Ludwig Baumann gefasst wurde, verurteilte ihn die NS-Militärjustiz zum Tode, wie 30.000 andere Wehrmachtsdeserteure. Nur glückliche Zufälle bewirkten, dass Baumanns Todesurteil nicht vollstreckt wurde und er ebenfalls die KZ-Zeit in Esterwegen überlebte. Erst im Jahre 2002 – nach langjährigem Kampf der Betroffenen – wurden die Unrechtsurteile gegen die Deserteure aufgehoben. Vielen Besucher und Besucherinnen entsetzte die Tat-sache, dass die Angehörigen ermordeter Deserteure keine Hinterbliebenenrente in der Bundesrepublik erhielten, da sie offiziell als »vorbestraft« galten. Im Gegensatz dazu hatten die Hinterbliebenen von SS-Männern und Wehrmachtssoldaten keine Probleme mit ihren Rentenbescheiden. Nach mehrstündiger Diskussion endete erneut ein lehrreicher und spannender Zeitzeugenabend bei respekt*.

Im Rahmen der Frühstücksmatinée am Sonntag wurde in dem Vortrag »Keine Stimme den Nazis« die Beteiligung rechtsextremer Parteien an den Hamburger Bürgerschaftswahlen 2008 thematisiert und die sehr empfehlenswerte Broschüre »Braune Jungs un Nazi-Deerns – Hamburg ganz rechts« der DGB-Jugend und der Gruppe Avanti vorgestellt. Ein weiterer Schwerpunkt war die »Verfolgung homosexueller Menschen in der NS-Zeit«. Zu diesem Themenkomplex wurde am Sonntag der Film »§ 175« gezeigt, ein Stadtteilrundgang durch St. Pauli zu Stätten der Verfolgung angeboten und die Ausstellung »Stolpersteine« durchgeführt.

Erfreulicherweise beteiligten sich auch in diesem Jahr mehr als 250 Teilnehmende am respekt*-Wochenende, was zeigt, dass Jugendliche und junge Leute ein großes Interesse an bildungspolitischen Veranstaltungen und am Engagement gegen ausgrenzende Ideologien haben.

2008 findet respekt*6 übrigens am 15./16.11. statt – das solltet Ihr Euch schon mal vormerken!
(Jan Jetter, Bildungsreferent der AGfJ)