Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 4-2022, Rubrik Vielfältige Jugendarbeit

Die Lautschrift

Politischer Journalismus – von der Jugend, für die Jugend

Das Interview führte Noa Looft, Hamburg

Seit 2019 bringt der Internationale Jugendverein Hamburg e.V. »Die Lautschrift« heraus. Alle zwei Monate gibt es ein neues Titelthema – von psychischen Problemen über Liebe, Rassismus und Armut ist alles dabei. Wir haben mit Hanna Lubcke aus der Redaktion der Lautschrift darüber gesprochen, warum der Verband sich überhaupt entschieden hat, eine Zeitschrift herauszugeben, wie diese entsteht und welche Erfahrungen sie mit der Zeitschrift sammeln konnten.

Die Lautschrift gibt es jetzt seit 2019. Woher kam die Idee, eine Zeitschrift herauszugeben?

Der Internationale Jugendverein hat sich von Anfang an mit den Problemen beschäftigt, denen junge Menschen in dieser Gesellschaft ausgesetzt sind, zum Beispiel Armut, Diskriminierung oder Chancenungleichheit. Wir machen Bildungsarbeit zu verschiedenen Themen und setzen uns in allen Bereichen von der Schule über Uni bis hin zur Berufsschule ganz klar für die Belange der lernenden und arbeitenden Jugend ein.

Dazu gehört auch, diesen Belangen eine Stimme zu geben. Viele Medien, die sich an junge Leute richten sind sehr oberflächlich – als hätten junge Menschen keine berechtigten Anliegen oder kein Verständnis für gesellschaftliche Zusammenhänge. Wir sehen aber jeden Tag, dass es anders ist, dass die meisten Jugendlichen sich ihrer Rolle in dieser Gesellschaft sehr bewusst sind und aus dieser Rolle heraus auch ganz klare Positionen formulieren. Als Verband tragen wir diese Positionen gemeinsam in alle Lebensbereiche und auf die Straße. Die Zeitschrift hilft uns dabei, unsere Sicht auf die Gesellschaft zu formulieren und anderen Leuten verständlich nahezubringen – und zwar nicht nur im sehr beschränkten Kurzformat wie zum Beispiel auf Instagram.

Heutzutage haben viele Menschen die Auffassung, dass vor allem unter jungen Menschen die Online-Medien dominieren und Print keine Zukunft hat. Warum habt ihr mit der Lautschrift trotzdem ein Printmedium gewählt?

Wir nutzen natürlich auch Online-Medien, mit denen man sehr viele junge Menschen erreicht. Diese haben aber immer den Nachteil, dass es sehr anonym ist. Unser Ziel ist aber, miteinander ins Gespräch zu kommen und in der Stadt, in dem Stadtteil, in der Schule, Uni oder Betrieb oder Berufsschule, wo man gemeinsam ist, aktiv zu werden. Und da kann einfach nichts eine Printzeitschrift ersetzen, die man sich gegenseitig geben kann, über die man gemeinsam diskutieren kann und die diesen direkten Hand-zu-Hand-Kontakt herstellt. Natürlich kriegt man auch online teils Kontakt oder Feedback von Leuten, aber niemals in dem Ausmaß oder der Qualität, wie das persönlich im direkten Austausch über die Zeitschrift möglich ist.

Wie sieht der Entstehungsprozess der Lautschrift aus?

Die Lautschrift erscheint alle zwei Monate. Wir haben eine Redaktion, die in Absprache mit dem Vorstand die Herausgabe koordiniert. Die Themen kommen aus der Redaktion oder unseren verschiedenen Gruppen – wenn zum Beispiel an der Uni ein Streik für einen Tarifvertrag läuft, dann trägt die Hochschulgruppe vielleicht an die Redaktion heran: »Hey hier passiert was, das betrifft Studierende, wir würden gerne was dazu schreiben oder ein Interview führen«. Aber auch allgemeine gesellschaftliche Themen, die in aller Munde sind, zum Beispiel der Krieg in der Ukraine und die Aufrüstung in Deutschland, behandeln wir, und zwar immer mit der Frage, wie das die arbeitenden Menschen und vor allem die Jugend betrifft.

Bei uns ist besonders wichtig, dass jeder schreiben kann, egal ob Schüler, Student, Auszubildender oder Arbeiter. Deswegen auch unser Motto: »Von der Jugend, für die Jugend«. Alle Artikel kommen aus unserer Mitgliedschaft oder von interessierten jungen Leuten, die sich einem Thema widmen wollen. Die Redaktion unterstützt alle Autoren im Prozess: Das Schreiben und Diskutieren von Artikeln hat immer auch einen Effekt der Weiterbildung für alle von uns.

Nach dem Schreib- und Redaktionsprozess kommt dann das Layout. Auch das wird von unseren Mitgliedern übernommen und es ist uns sehr wichtig, dass die Gestaltung der Zeitschrift ansprechend ist. Viele Jugendliche haben ein wenig Probleme mit dem Lesen von längeren Texten, auch durch die Gewöhnung an kurze Formate oder Videos zum Beispiel von Social Media. Da ist es besonders wichtig, dass die Gestaltung einladend ist und das Durchblättern und Lesen der Zeitschrift einfach allgemein Spaß macht.

Welche Erfahrungen konntet ihr mit der Zeitschrift sammeln und welche Probleme gibt es? Wie kommt die Lautschrift bei Jugendlichen an?

Natürlich gibt es auch Probleme – zum Beispiel, dass der Druck teuer ist und mit dem Papiermangel immer teurer wird. Außerdem treffen wir schon manchmal auf Skepsis: Lohnt sich der Aufwand, so eine ganze Zeitschrift herauszugeben? Lesen Jugendliche überhaupt noch genug dafür?

Unsere Erfahrungen widerlegen aber diese Einwände: Wir machen sehr positive Erfahrungen mit der Zeitschrift. Unsere Verbandsarbeit dreht sich sehr stark um die Lautschrift. Sie ist für uns das Hauptmedium, um das herum wir diskutieren, uns austauschen und mit dem wir neue Leute ansprechen. Und viele Jugendliche finden gerade gut, dass wir uns die Arbeit machen, so eine Zeitschrift herauszubringen, in der ihre Sicht auf die Gesellschaft formuliert wird, in der sie ihre Sicht formulieren können und die eine Grundlage bietet, auf der man auch aktiv werden kann.
_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

Interesse geweckt? Die Lautschrift kann man sowohl als Probeexemplar als auch im Abo bestellen. Entweder unter https://internationalerjugendverein.de/lautschrift  oder per Mail an lautschrift@remove-this.internationalerjugendverein.de

Außerdem findet man Ankündigungen und Leseproben auf Instagram unter https://www.instagram.com/stories/highlights/17968756915527011/