Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 3+4-2017, Rubrik Vielfältige Jugendarbeit

Ein Jugendverband feiert seinen Geburtstag

Das bunte Festprogramm der Jugendfeuerwehr Hamburg

Von Henrik Strate, Jugendfeuerwehr Hamburg

In diesem Jahr hat die Jugendfeuerwehr Hamburg ihren 50. Geburtstag gefeiert. Ein wahres Feuerwerk von bunten Programmpunkten ließ das Jahresthema immer wieder aufleben. Die Ideensammlung begann bereits knapp drei Jahre vorher. Eine kleine Gruppe sammelte erste Ideen, die Jugendsprecher der (damals noch) 59 Gruppen formulierten ihre Wünsche und Vorschläge für ein großes Geburtstagsfest. Doch warum muss ein Jugendverband seinen Geburtstag feiern? Und wer und wen feiert man eigentlich?

Die Bausteine. »50 Jahre Jugendfeuerwehr sind kein Selbstläufer«, sagt Uwe von Appen (45), Landesjugendfeuerwehrwart der heute mittlerweile 60 Hamburger Gruppen. »Dahinter stehen hunderte engagierte Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehren, die über so viele Jahre verlässlich, kontinuierlich und mit einem bemerkenswerten Einsatz junge Menschen an Nächstenhilfe, Demokratie, Miteinander und Kameradschaft herangeführt haben. All jenen wollten wir ›Danke‹ sagen.« Aber es sollte auch um mehr gehen. Seine Vertreterin, Lena Igla (26), ergänzt: »Die rund eintausend Kinder und Jugendlichen sollten eine Party erleben, von denen sie später noch gerne und mit strahlenden Augen berichten.« So entstand ein Konzept, das möglichst vielen Ziele gerecht werden konnte.

Mit einem Senatsempfang im April wurde den hunderten ehrenamtlich engagierten Frauen und Männern aus fünfzig Jahren gedankt. Die Würdigung dieser jahrzehntelangen Jugendfeuerwehrarbeit oblag dabei dem Ersten Bürgermeister. Schirmherr Olaf Scholz betonte besonders die Bedeutung der Jugendarbeit für die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Menschen. Und er hob die Mitbestimmung der jungen Mitglieder hervor. Es sei wichtig, »damit eine Organisation wie die Jugendfeuerwehr lebendig bleibt und sich weiterentwickelt.«

Ebenfalls um das Danke-Sagen ging es beim Florianstag, dem traditionellen Hamburger Feuerwehrgottesdienst im Mai. Der von der Jugendfeuerwehr und Landesfeuerwehrpastorin Erneli Martens gestaltete Feiertag stand unter dem Motto »Ein Hoch auf uns«.

Die Highlights im Sommer und Herbst richteten sich an die Mitglieder von heute. 900 Teilnehmer/innen erlebten ein unvergessliches Zeltlager am Eichbaumsee in Allermöhe. Mit den Jugendlichen aus Hamburg feierten Freunde aus aller Welt. Junge Feuerwehrleute aus insgesamt acht Nationen folgten der Einladung aus der Hansestadt und erlebten aufregende Tage mit einem vielseitigen Programm im Camp und in der Stadt. »Das gemeinsame Zelten, Gänsehautmomente beim Geburtstagsfeuerwerk, Paddeln auf der Dove-Elbe, Party im Großzelt … all das sind Momente, die unsere Jugendlichen sicher nicht vergessen werden«, so der Landesjugendfeuerwehrwart. »Und natürlich wünsche ich mir auch ein wenig, dass viele von ihnen später selbst so motiviert sind, als Jugendleiterinnen und Jugendleiter ›ihren‹ Jugendlichen solche Momente zu ermöglichen.«

Die Freiwilligen Feuerwehren machten ihrem Nachwuchs am 1. Oktober ein Mega-Geschenk. Eine Großübung mit 300 Übungslagen forderte die 800 Teilnehmer/innen in mehr als 50 Einsatzfahrzeugen in der gesamten Stadt. Jede »Lage«, von der brennenden Mülltonne über eine Handverletzung bis hin zum Chemiebrand bei Aurubis, wurde von den »jungen Helden« perfekt bewältigt. Die Ausarbeitung übernahmen die Freiwilligen Feuerwehren vor Ort, die Koordination dieser Einsätze die Fernmelde-Einheiten. Auch für diese Einsatzkräfte war es ein gutes Training für die ernsten und echten Lagen. Und so weit weg von der Realität wurde gar nicht geübt: Nur wenige Wochen später zogen Sturmtiefs über Hamburg und Norddeutschland und sorgten für weit mehr Einsätze in noch kürzerer Zeit.
»Ohne die tatkräftige Hilfe der Helferinnen und Helfer, den Organisatoren im Zeltlager und den vielen Menschen im Hintergrund wäre so etwas nicht möglich gewesen«, stellt Lena Igla klar. »Denen wollten wir natürlich auch Danke sagen und luden sie zur ›Heldenparty‹ ein. Ein Abend lang gemütlich zurückschauen, das Erreichte feiern und Pläne für die Zukunft schmieden stand am 2. Oktober im Mittelpunkt.

Einen besonderen Rahmen schaffen. »Aber natürlich will man mit einem solchen Ereignis auch Themen voranbringen, die man vielleicht sonst nicht so hätte bewegen können«, stellt Uwe von Appen die letzte Säule des Geburtstagsprogramms vor. »Besondere Aktionen oder Projekte brauchen einen großen Rahmen, damit sie realisiert werden können.« So wurden im Frühjahr die Litfaßsäulen der Stadt mit dem neuen Plakat »Hamburgs junge Helden« versehen, im Hamburger Rathaus informierte einen Monat lang die Ausstellung zum Jubiläum auf rund fünfzig Tafeln über die aktuelle Arbeit der Jugendfeuerwehr Hamburg und stellte in Portraits die 60 Jugend- und sechs Minifeuerwehren vor. Mit der Etablierung des Instagram-Profils @JFHH50 beschritt die Jugendfeuerwehr Hamburg Neuland und suchte ihre Zielgruppe in den sozialen Netzwerken, informierte über die 50-Jahr-Aktivitäten und stellte die Geschichte vor.

Und natürlich konnte sich die Jugendfeuerwehr über außergewöhnliche Geschenke freuen. Die Flotte der Mannschaftsbusse für die Jugendfeuerwehr wurde um drei nagelneue VW Crafter erweitert, ein Geschenk der Führung der 86 Freiwilligen Feuerwehren Hamburgs. Die Bürgerschaft der Freien und Hansestadt brachte bereits 2016 ihr Geschenk vorbei. Sie beschloss, der Jugendfeuerwehr für eine Integrations- und Mitgliederkampagne 50.000 Euro zur Verfügung zu stellen. »Damit geht es nun weiter, wir wollen hier kreativ werden und gute Ideen für die Mitgliederwerbung realisieren«, sagt Uwe von Appen. »Besonders ist uns dabei wichtig, Zielgruppen anzusprechen, die bisher noch nicht so stark in unserem Verband vertreten sind. Dazu gehören immer noch Mädchen, aber auch Kinder aus Flüchtlingsfamilien wollen wir in unsere Feuerwehrfamilie aufnehmen. Das sind die Herausforderungen der Zukunft.«

Blick in die Geschichte. So ganz abgeschlossen ist das Projekt »50 Jahre« noch nicht. Ein über 300 Seiten starkes Buch wird Anfang 2018 die Geschichte der Jugendfeuerwehr Hamburg beschreiben, die Jugendfeuerwehren von heute vorstellen und ein Nachschlagewerk mit Zahlen, Daten, Fakten und Personen zusammenfassen. Dieses Buch wird den Abschluss der Aktivitäten darstellen.
»Es ist eine Menge gelungen in diesem tollen und turbulenten Jahr«, resümiert Uwe von Appen. »Unsere ehrenamtlich getragene Gemeinschaft der Jugendfeuerwehr Hamburg ist wieder ein ganzes Stück enger zusammengewachsen, unser großes und engagiertes Team hat tolle Erfahrungen gemeinsam machen können und so Motivation für die kommenden Jahre gesammelt. Das zu erleben und mitverfolgen zu können, macht Spaß und Freude.«

50 !!! Bürgermeister Olaf Scholz empfängt die Landesjugendfeuerwehrwarte und -sprecher/innen
(Foto © Alina Brosch, Senatskanzlei)
»Hamburgs junge Helden« – Senatorin Melanie Leonhard eröffnet die Plakataktion
(Foto © Henrik Strate, JF Hamburg)
Landesjugendfeuerwehrwarte und deren Vertreter aus 50 Jahren
(Foto © Detlef Nehls, JF Hamburg)