Von Jens Pothmann, Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik
Ende Februar diesen Jahres hat das Statistische Bundesamt Ergebnisse zu der neu konzipierten amtlichen Statistik zu den Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit vorgelegt. Das Konzept für die Erhebung zur Kinder- und Jugendarbeit sieht keine vollständige Vermessung des Arbeitsfeldes über die amtliche Statistik vor (vgl. AKJStat 2014, S. 72ff.). Vielmehr sind für die Erfassung Abgrenzungen beim Erhebungsbereich vorgenommen worden, und zwar: Anerkennung des durchführenden Trägers, öffentliche Förderung des Angebots sowie der inhaltliche Bezug des Angebots zu § 11 SGB VIII (siehe methodische Hinweise I).
Die nachfolgenden Auswertungen beschreiben Eckwerte zu den Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit und unternehmen erste Versuche einer Einordnung dieser Daten. Der Fokus liegt dabei auf den Bundesergebnissen sowie angesichts des Veröffentlichungskontextes auf den Resultaten für den Stadtstaat Hamburg. [1]
Angebote der Jugendarbeit im Überblick
Die anerkannten Träger der Kinder- und Jugendhilfe haben im Jahre 2015 mit öffentlichen Fördermitteln bundesweit 19.339 offene Angebote im Rahmen der Kinder- und Jugendarbeit durchgeführt; rund 4 % dieser Angebote (766) weist die Statistik für Hamburg aus. Ferner erfassten die Statistischen Landesämter bundesweit 23.841 regelmäßige gruppenbezogene Angebote, darunter 947 in Hamburg durch das so genannte »Statistikamt Nord«. Das entspricht ebenfalls einem Anteil von 4 %. Hinzu kommen für Deutschland insgesamt 30.282 Ferienfreizeiten, darunter 706 in Hamburg (2 %), 26.182 Aus- und Fortbildungen, darunter 528 in Hamburg (2 %), 14.088 Projekte, darunter 220 in Hamburg (2 %) sowie 26.796 Feste, Konzerte und andere Veranstaltungen, darunter 924 in Hamburg (3 %).
Für eine erste Einordnung dieser Hamburger Resultate im Kontext der Bundesergebnisse hilft ein Blick in die Bevölkerungsstatistik (1), aber auch in die jährliche Erhebung der öffentlichen Ausgaben für die Kinder- und Jugendhilfe (2):
1. Die am 31.12.2015 laut amtlicher Bevölkerungsstatistik für Hamburg ausgewiesenen 256.850 jungen Menschen im Alter von 6 bis 21 Jahren entsprechen einem Anteil von 2,1 % aller in Deutschland lebenden Personen in dieser Altersgruppe.
2. Die für 2015 amtlich erfassten Aufwendungen der öffentlichen Gebietskörperschaften für die Kinder- und Jugendarbeit belaufen sich für Deutschland insgesamt auf 1,77 Milliarden Euro bzw. ohne die Ausgaben der obersten Bundesjugendbehörde auf 1,58 Milliarden Euro. Hier enthalten sind auch 35,14 Millionen Euro oder auch 2,2 %, die in der Statistik für den Stadtstaat Hamburg ausgewiesen werden.
Demnach ist allein der Umfang der für Hamburg gemeldeten öffentlich geförderten Angebote tendenziell höher, als man das angesichts von Bevölkerungszahlen und Ausgabenstatistik hätte vermuten können. Dies gilt insbesondere für die offenen und die gruppenbezogenen Angebote.
Offene Angebote
Hinter der bundesweiten Gesamtzahl von 19.339 offenen Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit oder auch den 766 Angeboten für Hamburg verbergen sich unterschiedliche Angebotstypen (siehe auch methodische Hinweise II). Bei einer Unterscheidung von einrichtungsbezogenen und mobilen Angeboten weist die Hamburger Kinder- und Jugendarbeit einen besonders starken Einrichtungsbezug auf. Während bundesweit 87 % der offenen Angebote einen Einrichtungsbezug aufweisen und rund 13 % einen eher mobilen Charakter haben, liegt das Verhältnis für die offenen Angebote in Hamburg bei 95 % zu 5 %.
Lässt man die mobilen Angebote unberücksichtigt und bleibt bei den offenen einrichtungsbezogenen Angeboten, so wurden die bundesweit gezählten 16.815 Angebote von 602.562 so genannten »Stammbesucher/innen« genutzt (siehe methodische Hinweise II); die sporadischen Nutzer/innen offener Angebote werden hierbei nicht mitgezählt. Die Zahl der Stammbesucher/innen entspricht im Durchschnitt 36 jungen Menschen pro Angebot. Für Hamburg liegt dieser Mittelwert mit 46 Personen pro Einrichtung bei einer Gesamtzahl von 725 einrichtungsbezogenen Angeboten und 33.031 Stammbesuchern/innen deutlich höher.
Allerdings verdecken diese Mittelwerte bei den einrichtungsbezogenen Angeboten – die mobilen Angebote bleiben hier unberücksichtigt –, dass bundesweit lediglich für 7 % der offenen Angebote eine Zahl zwischen 31 und 40 Stammbesucher/innen ausgewiesen wird und für Hamburg lediglich knapp 5 % der erfassten Angebote im Bereich der gemittelten 46 jungen Menschen pro offenem Angebot liegen (vgl. Abb. 1). Mehrheitlich verzeichnen die offenen Angebote vielmehr sowohl für Deutschland als auch für Hamburg zwischen 11 und 20 Stammbesucher/innen. Allerdings fällt auch jeweils ein nicht unerheblicher Teil der einrichtungsbezogenen Angebote in die Kategorie 51 und mehr Stammbesucher/innen. Zumindest rechnerisch erklärt sich hierüber auch der unerwartet hohe Mittelwert für die Stammbesucher/innen pro Angebot. Nicht beantwortet werden kann hingegen an dieser Stelle die Frage nach der Validität der Ergebnisse im Allgemeinen und des erheblichen Unterschiedes zwischen dem Hamburger Ergebnis und dem für Deutschland insgesamt im Besonderen.