In Ungewissheit groß werden
Zu Besuch bei jungen Flüchtlingen in der Unterkunft Lokstedter Höhe
Von Sally Eshun, Hamburg
Die Umgebung ist ihnen fremd, die deutsche Sprache schwer zu erlernen, beengt sind Wohnräume und Spielmöglichkeiten. Und sie haben alle eine Fluchtgeschichte hinter sich, die viele nachts schlecht träumen lässt. Zudem herrscht Ungewissheit : »Bin ich angekommen? Oder geht die Flucht womöglich weiter?« Minderjährige Flüchtlinge stehen vor Herausforderungen, die ein normales Kinderdasein kaum vorstellbar macht. Erst recht wird es schwer, wenn Jugendliche ihre Pubertätszeit durchleben. Trotzdem überwinden diese Kinder und Jugendlichen viele Hürden und wachsen sogar an ihnen. Und ein ehrenamtliches Engagement, wie das Beispielhafte von Friederike Rehn, die vor Ort als Betreuerin agiert, hilft ihnen dabei.
Das Flüchtlingsheim in der Lokstedter Höhe liegt versteckt hinter einem Supermarkt und großen Büschen. Fast auffällig, wie unscheinbar das Heim in einer Seitenstraße platziert wurde. Abseits vom Niendorfer Quartiersleben und unweit von Hagenbecks Tierpark. Leise ist es trotzdem nicht. Der Straßenlärm der stark befahrenen Hauptstraße hallt durch die weiße Containerflucht und wird von den Metallwänden reflektiert. 200 Plätze bietet das Heim, das als Notmaßnahme vom Träger »fördern und wohnen« errichtet wurde. Es ist eine eigene kleine Welt, die große Millionenstadt scheint weit weg zu sein. Die Wachleute, die als Sicherheitsdienst für das Flüchtlingsheim eingeteilt sind, sprechen aufgeschlossen und freundlich mit den Bewohnern. Hamburger Schnack trifft auf gebrochenes Deutsch mit eritreischem Anschlag.
Herzliches Hamburg. Friederike Rehn schließt den Spielcontainer auf, Kinder stürmen herein. Endlich ist »ihr« Container offen. »Wir können den Kinder-Container nur aufschließen, wenn wir mindestens drei Betreuer vor Ort sind. Sonst müssen die Spielstunden oder andere Angebote leider ausfallen«, sagt die 25-Jährige.