Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 1-2013, Rubrik Titelthema

Vom Leben mit dem Schweinehund

Heike Roegler über »Schwi-Schwa-Schweinehund« von Karoline Kehr

Dieses Buch ist ein ganz besonderes Bilderbuch. Denn es verführt zum Schmunzeln über einen schrecklich attraktiven Schweinehund, aber auch zum genauen Hinschauen und zum Nachdenken über den eigenen – und was ist das eigentlich? – Schweinehund.
Das Buch »Schwi-Schwa-Schweinehund« von der Künstlerin Karoline Kehr hat schon so manche angeregte Unterhaltung und großes Staunen in der Ausstellung »Paula und die Anderen. Einige Mädchenbilder im illustrierten Kinderbuch von heute« im Hamburger Kinderbuchhaus hervor gebracht.
Da sind zunächst die Bilder. Ihre Machart ist erstaunlich. Denn die Künstlerin baut fantastische und liebevoll detaillierte Modelle als Kulissen für die Handlung. Die Modelle werden aus verschiedener Sicht und mit dramatischer Beleuchtung fotografiert. In die Farbkopien der Abzüge wird schließlich mit Acrylfarbe gemalt. Durch das Mittel der Fotografie entstehen schräge und theatralische Bildräume mit zuweilen extremen Perspektiven.
Kräftige Farben, ein rosa gekleidetes Mädchen (namens Florentine) und ein rosafarbener Schweinehund sind auf den Bildern die Hauptakteure. Dargestellt ist Florentines enges, mal liebevolles, mal von Wut, gar Angst geprägtes Verhältnis zu »ihrem« Schweinehund.
Anfangs schildert der Schweinehund aus seiner Ich-Schweinehund-Perspektive, dass er Florentine als das artigste Mädchen, das man sich wünschen kann, empfindet. Sie reagiert auf alle seine Vorschläge. Ob es um Schokoladenkuchen statt Gemüse oder Äpfel oder um Faulenzen statt Aufräumen geht, Florentine lässt sich gerne von ihm überzeugen.
Bis Florentine und der Schweinehund sich eines Tages kurz verlieren und sie in einem Karussell (welches übrigens als Modell im Hamburger Kinderbuchhaus zu sehen ist) stecken bleibt.
Plötzlich ändert sich die Erzählperspektive, Florentine wird zur Ich-Erzählerin und sagt von nun an dem Hände-über-den-Kopf-zusammenschlagenden-Schweinehund, was zu tun ist. Ist nun der Schweinehund für immer besiegt? Nun ja… das Ende soll hier natürlich nicht verraten werden.
Interessant ist, dass man in dem Buch auch die anderen Menschen mit ihren Schweinehunden sehen kann. Das wirft beinahe automatisch die Frage auf: Wie würde denn mein Schweinehund aussehen?
Dabei gibt es den Schweinehund nur in der deutschen Sprache. Nicht alle kennen also Schweinehunde. Aber vielleicht ähnliche Tiere? Wie wäre es denn, wenn man sich selbst eines aussuchen könnte?
Ab Mai werden die Bilder und einige Modelle zum Buch wieder in der Ausstellung »Paula und die Anderen. Einige Mädchenbilder im illustrierten Kinderbuch von heute« im Hamburger Kinderbuchhaus zu sehen sein.
Das Hamburger Kinderbuchhaus ist einer der wenigen Orte in Deutschland, an denen Originalillustrationen aus Kinder- und Jugendbüchern zu sehen sind. In wechselnden Ausstellungen werden die Werke namhafter Illustratoren in den Räumen des Kinderbuchhauses präsentiert.

Buch: Karoline Kehr (Text und Illustration), Schwi-Schwa-Schweinehund, Altberliner Verlag, Berlin 2001

Das Hamburger Kinderbuchhaus ist ein Ort für lebendige Buchkultur. Ein spezielles Werkstattprogramm für Kinder und ein Fortbildungsangebot für Erwachsene machen Buchkultur hier erlebbar. Lehrer kommen mit ihren Schulklassen oder in das Fortbildungsangebot »weiterBilden«. Für jedes Interesse rund um die Buchkultur für Kinder wird ein passendes Angebot gefunden. Das besondere an den Werkstätten des Hamburger Kinderbuchhauses ist es, dass hier die Buchkünstler selbst mit Kindern und Erwachsenen arbeiten. | Hamburger Kinderbuchhaus im Altonaer Museum | Museumstraße 23 | 22765 Hamburg | www.kinderbuchhaus.de 

Heike Roegler hat nach ihrer Ausbildung zur Buchhändlerin empirische Kulturanthropologie und als Schwerpunktstudiengang Museumsmanagement studiert. Im Bereich Kinder- und Jugendkultur arbeitet sie seit fast 7 Jahre. Für das Hamburger Kinderbuchhaus koordiniert sie die Veranstaltungs- und Werkstattorganisation.