Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 4-2012, Rubrik Nachrichten

Fortbildung des AK Alternative Stadtrundfahrten in Berlin

»Neue museumspädagogische und didaktische Ansätze zur Vermittlung des Holocaust in praktischen Beispielen« war das Thema der Jahresfortbildung im Oktober, an dem neben den Berliner, Stuttgarter, Erfurter und Münchner Arbeitskreisen auch freiwillige Mitarbeiter/innen des LJR Hamburg teilnahmen. Zu Beginn der Fortbildung »spielten« die Teilnehmer/innen das von den Berliner Kolleg/innen konzipierte Stadterkundungsspiel »Auf den Spuren deutsch-jüdischer Geschichte in der Spandauer Vorstadt«. In der Spandauer Vorstadt in Berlin-Mitte sind viele historische Spuren des ehemals blühenden jüdischen Lebens, seiner Auslöschung durch den NS-Terror sowie Spuren des Widerstands und des Krieges erhalten geblieben. Besonders interessant bei dem Stadterkundungsspiel war für uns die eigentliche Zielgruppe, für die es konzipiert wurde: für gewöhnlich begeben sich Schüler/innen der fünften und sechsten Klasse in kleinen Gruppen mit Hilfe eines Stadtplanes und Spielkarten mit unterschiedlichen Aufgaben selbst auf die Suche nach Gebäuden, Mahnmalen, Gräbern und Gedenktafeln, die eine Geschichte erzählen. Nach der Erkundung werden diese Geschichten in einer gemeinsamen Auswertung zusammengetragen und besprochen, bei der auch Raum für Nachfragen und vertiefende Erläuterungen bleibt. In der Nachbereitung des Spiels ergaben sich unter den Teilnehmer/innen spannende Fragen und Diskussionen: Schon in Projekten der historisch-politischen Bildung zum Nationalsozialismus mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen wird angesichts des widrigen, erschreckenden und verschiedenste Emotionen auslösenden Themas stets die Gefahr der Überforderung berücksichtigt. Sollte man also Kinder dieser Altersgruppe bereits explizit mit der Geschichte des Nationalsozialismus konfrontieren  –  und wenn ja, mit welchen (Lern-)Zielen? Und wie kann das Thema so behandelt werden, dass es einerseits die Kinder nicht emotional und kognitiv überfordert und andererseits die Geschichte des Nationalsozialismus nicht bagatellisiert wird? In der anschließenden Führung durch das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt erläuterten die Mitarbeiter/innen uns in Anknüpfung an das Stadterkundungsspiel u.a. den Einsatz des Kinderbuches »Papa Weidt« (Inge Deutschkron/Lukas Ruegenberg) in Gruppen mit jungen Schüler/innen.

In den folgenden Tagen besichtigten wir die Gedenkstätte Stille Helden sowie die Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Hier erläuterten uns Mitarbeiter/innen der Einrichtungen neben den Inhalten der jeweiligen Ausstellungen auch ihre pädagogisch-didaktischen Konzepte und Angebote.

Das inhaltliche Programm führte zu zahlreichen neuen Perspektiven und Diskussionen, wie die gewonnenen Erkenntnisse auch in die Arbeit der jeweiligen Arbeitskreise einfließen können. Wie so häufig verließen die Teilnehmer/innen der Fortbildung diese mit mehr Fragen als Antworten, womit das Wochenende wohl als produktiv und erfolgreich bezeichnet werden kann. (nw)