Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 2-2012, Rubrik Titelthema

Was, wie, wann, wo?

Vier kurze Fragen an Frau Dr. Annette Busse, Kulturbehörde Hamburg, zur weiteren Planung und Realisation der Gedenkstätte Hannoverscher Bahnhof und des Lohseparks

Was sagen Sie zu den Ideen, die die Jugendlichen im Partizipationsprojekt »Wie wollt ihr euch erinnern« entwickelt haben?

Dr. Busse: Die Teilnehmer/innen des Projekts haben uns gezeigt, dass Jugendliche auf sehr emotionale Art und Weise an die Gräueltaten der Nationalsozialisten und speziell die Deportationen erinnern wollen. Die AG Audio hat ein Modell entwickelt, wie die Besucher der künftigen Ausstellung zunächst mit Stimmen und ganz vielen akustischen Signalen abgeholt und in die bedrückende und schreckliche Abfahrtssituation am Deportationsbahnhof geführt werden. Gleichzeitig haben uns die Jugendlichen überrascht mit der Verknüpfung ganz selbstverständlicher Kulturelemente ihrer Generation, wie Festivalbänder, Jutetaschen oder einen Rap mit diesem schweren und belasteten Ort.

Wie werden diese Ideen in den weiteren Planungsprozess integriert?

Dr. Busse: Wir haben mit den Schüler/innen verabredet, dass wir sie eng in den Planungsprozess einbeziehen. Ein erstes Treffen haben wir bereits für November dieses Jahres geplant. Dann werden wir auch den weiteren Projektfortgang vorstellen können und mit den Jugendlichen diskutieren, wie ihre Ideen eingebracht werden können. Einige Vorschläge können bereits heute konkret aufgegriffen werden, wie zum Beispiel der Mobile Stand, der in der Übergangszeit bis zur Eröffnung des Informations- und Dokumentationszentrums an Hamburger Schulen und auf öffentlichen Plätzen auf den Lohseplatz und den ehemaligen Hannoverschen Bahnhof hinweisen soll.

Wann wird die Gedenkstätte realisiert?

Dr. Busse: Die Gedenkstätte wird in mehreren Abschnitten realisiert, da es im gesamten Bereich der östlichen HafenCity sowohl gravierende Infrastrukturmaßnahmen vorzunehmen gilt, die insbesondere den Hochwasserschutz betreffen, und inmitten des künftigen Lohseparks eine große Spedition noch einen bis 2017 laufenden Mietvertrag hat. Der Lohsepark wird somit abschnittweise realisiert und der eigentliche Gedenkort kann erst nach 2017 angelegt werden. Mit dem Bau des Informations- und Dokumentationszentrums soll möglichst 2013 begonnen werden.

Wo und mit welchem Bezug zu den historischen Resten des Hannoverschen Bahnhofs wird die Gedenkstätte errichtet werden?

Dr. Busse: Die Gedenkstätte Hannoverscher Bahnhof besteht aus zwei Teilen und verbindet zwei geografische Punkte. Einerseits den historischen Ort der Bahnsteigkante des Gleises 2, von dem nach heutiger Kenntnis die meisten Deportationszüge zwischen 1940 und 1945 abfuhren. An diesem Ort im südwestlichen Teil des Lohseparks konnten neben der Bahnsteigkante auch historische Gleisverläufe unter Schutz gestellt werden – beide Relikte werden in markanter Anschaulichkeit den tiefen Einschnitt, den die nationalsozialistische Verfolgung und Deportation in unserer Stadtgeschichte hinterlassen hat, im Lohsepark markieren. Gleichzeitig werden sie in klarer Sichtbeziehung zum Ort der Informationsvermittlung, dem Informations- und Dokumentationszentrum am Lohseplatz – dem ehemaligen Vorplatz des Hannoverschen Bahnhofs – stehen.