Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 1-2005, Rubrik Titelthema

Auch ohne Gedenktag

Termine der Alternativen Stadtrundfahrten. Hamburg im Nationalsozialismus – Verfolgung und Widerstand

Am Sonntag, den 10. April 2005, bietet der LJR einen Stadtrundgang zum Thema Verfolgung und Widerstand jüdischer Hamburger/-innen an. Der Stadtführer Frank Lehmann beginnt seine Route um 10 Uhr am Hamburger Rathaus und lädt zu einem zweistündigen Rundgang über die Geschichte des jüdischen Lebens in Hamburg vom 17. Jahrhundert bis heute ein. Thematisiert werden dabei u.a. Heinrich Heine, die Arisierung der jüdischen Geschäftswelt, die Deportationen ab 1941 von der Moorweide sowie das so genannte »jüdische Viertel« Grindel mit der Synagoge und der Talmud-Thora-Schule.

Swing-Jugend in Hamburg – Eine Subkultur im Nationalsozialismus. Sie hörten ihre Musik während privater Budenzauber oder am Elbstrand. Im Kaifu-Schwimmbad erklang der Swing gedämpft – im Gegensatz zur Petri-Kirche, wo die Akustik des Kirchenschiffes während einer Brandwache genutzt wurde. Wer über etwas über mehr Kleingeld verfügte, ging in den Alster-Pavillon oder den Trichter auf der Reeperbahn, wo zwar nicht die Idole Louis Armstrong und Benny Goodman spielten, aber nach der Musik des Niederländers John Kristel und des Schweizers Teddy Stauffer lies sich auch gut tanzen. – Die Leidenschaft zu ihrer Musik brachte vor allem in Hamburg mehrere hundert Jugendliche in Konflikt mit dem NS-Staat. Aus den Lebensläufen einiger dieser jungen Leute berichtet der Sohn des ehemaligen Swing-Boys Gunter Lust (1926 – 2003) unter Heranziehung von Filmausschnitten, Zeitzeugenberichten und ganz viel Musik.
Termin ist der 8. Mai, Terffpunkt am ZOB, Bussteig 1 um 12 Uhr.

Hamburger Theater im Dritten Reich ist das Thema eines zweistündigen Rundgangs am
Samstag, den 25. Juni. Die Theaterlandschaft der Hansestadt wurde – wie viele andere kulturelle Institutionen – von der Politik und Weltanschauung der Nationalsozialisten schon mit Beginn der Regierungsübernahme 1933 geprägt. Widerstand und Verfolgung sowie das kulturelle Angebot u.a. der Staatsoper, der Kammerspiele, des Schauspielhauses und des Jüdischen Kulturbundes werden thematisiert. Der Stadtführer Burkhard Kleinke startet dazu um 14 Uhr am Axel-Springer-Platz 1.

Was ist das »Archiv aus Stein«, dieses vielleicht bedeutendste Kulturdenkmal Norddeutschlands, welches nahezu unbemerkt an der Altonaer Königstraße vor sich hin schlummert? Was war »the Ottensen affair« (US-Außenminister Eagleburger), die 1991/92 diesen Hamburger Stadtteil gegen den Bau des Einkaufzentrums Mercado auf die Barrikaden brachte? Und: Was hat das mit »jüdischem Leben in Hamburg« zu tun? Um diese Fragen zu beantworten, begibt sich Marco Kühnert am Sonntag, den 14. August, auf einen Rundgang Jüdisches Leben in Hamburg (Altona und Grindelviertel) auf einige Spuren 400-jähriger jüdischer Geschichte in Hamburg, wobei der Versuch unternommen wird, diese eben nicht auf die Shoah zu reduzieren – obgleich die Schwierigkeiten eines solchen Ansatzes immer wieder deutlich werden. Treffpunkt ist um 14 Uhr vorm Jüdischen Friedhof in Altona, Königstr./ Ecke Blücherstr.

Um Harburg – Verfolgung und Widerstand im Nationalsozialismus geht es am Samstag, den 24. September. Harburg, »Hamburgs schöne Schwester im Süden«, kam erst durch das Groß-Hamburg-Gesetz 1937 zur Hansestadt. Die Stadt Harburg-Wilhelmsburg erlebte aber genauso die Machtergreifung, die Zerschlagung der Arbeiterbewegung, die Reichspogromnacht und die Zerstörung der Innenstadt im zweiten Weltkrieg. Der Stadtteilrundgang mit Frank Lehmann und Burkhard Kleinke startet um 10 Uhr vom Harburger Rathaus, am Standpunkt der Synagoge vorbei, über den Sand und den jüdischen Friedhof nach Heimfeld.