Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 4-2013, Rubrik Titelthema

Einwurf: Integration

»Was man von den Zuwanderern erwartet? Ist doch klar: Integration! Integration, wie oft hören wir diesen Begriff in Diskussionen, lesen ihn in den Medien? Er ist inflationär geworden, bevor wir klären konnten, ob wir denn alle dasselbe meinen, wenn wir ihn verwenden. Das wage ich nämlich zu bezweifeln. Der vom lateinischen »integratio« abgeleitete Begriff bedeutet eigentlich die Eingliederung, den Einbezug in ein größeres Ganzes.
Diese wortwörtliche Übersetzung spiegelt die Zweiseitigkeit des Prozesses: Man kann versuchen, sich selbst einzugliedern, man braucht aber jemanden, der einen einbezieht. Sich selbst einzugliedern, ohne von anderen einbezogen zu sein, ist schwer. … Integration bedeutet, dass beide Seiten bereit füreinander sind. Sich einzugliedern, andere einzubeziehen. Erst einmal miteinander zu kommunizieren, sich miteinander auseinanderzusetzen, sich kennenzulernen und sich anzunähern, Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede erst festzustellen und dann zu akzeptieren. Kompromisse zu finden.…«

Quelle: Lena Gorelik (2012) »Sie können aber gut Deutsch!«, Pantheon Verlag, S.231